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ein Album, zwei Meinungen ...
Prezident
Brown
"Genration Next"
(Chet Records - 2003)
Fitz Albert Cotterell
aka Prezident Brown legt mit "Generation Next" sein neuestes
Album vor. Nachdem er das Publikum u.a. beim diesjährigen Summerjam
zu recht früher Abendstunde begeistert hat, darf man ruhig gespannt
auf das sein, was sich hinter dem programmatischen Titel verbirgt. Schubladendenker
seinen aber vorgewarnt, denn ganz eindeutig ist das, was zu hören
ist, nicht in Kistchen zu packen. Gleich das Intro lässt einen
mit Nyabinghi-Klängen ein klassisches Rootsalbum erwarten - doch
so eindeutig geben sich die nachfolgenden Titel nicht. Vielmehr fächert
sich ein buntes Kaleidoskop an Stilen vor den Ohren der Hörerinnen
und Hörer auf. Reggae ist dabei der Eckpfeiler und das solide Fundament
zugleich. R'n'B ist als weitere Zutat, wie so oft in den letzten Monaten
und Jahren, ebenfalls von großer Bedeutung. Und ebenso der Pop,
der dem ganzen Album eine nette Leichtfüßigkeit verleiht.
Dogmen sind also nicht angebracht und entsprechen auch nicht dem, was
es bislang von Prezident Brown zu hören gab. Man mag kritisieren,
dass das Album gelegentlich etwas zu seicht daherkommt. Kann sein bzw.
ist auch so. Dennoch entwickelt sich ein angenehmer Hörgenuss,
der sicherlich einem breiteren Publikum zugänglich sein und gefallen
wird. Daran ist auch nix Verwerfliches, denn es muss ja nicht jeder
eine einzige, klare Linie verfolgen. "Generation Next" ist
sauber produziert und lässt sich aufgrund der stilistischen Vielfalt
und des Popappeals mit dem "How Do You Call It?"-Album von
Patrice vergleichen. Zudem hat es gleich mit einer ganze Latte an illustren
Gästen aufzuwarten. So sind z.B. Chezidek, Beezy Coleman, Gentleman,
Patrice und völlig unerwartet Xavier Naidoo vertreten. Der CD-Bonustrack
"Unleash The Lion" featured Tomekk. Sehr nett!
Karsten Frehe
Conscious
Reggae-Pop
Ein Rauhbein war er nie. Prezident Brown spuckt seine Lyrics nicht aus.
Er raunt sie mit sanft-rauchiger Stimme ins Mikro. Zu tiefen, erdigen
und kantigen Riddims passt das manchmal ganz gut, und der Nyabingi-Warrior
hat vor Jahren auch schon ein paar nette Achtungserfolge und Alben hingelegt.
Für Chet, das kleine Label, auf dem schon die erfreuliche EP der
deutschen Formation Roots Rockers erschienen ist, hat der Prezident
gleich 17 Tracks und drei Nyabingi-Intros aufgenommen. Dabei hat Alt-Producer
und -Engineer Barry O'Hare, der etliche Hits auf dem Gewissen hat, in
Jamaika die Regler geschoben und gedreht. Dennoch dümpelt der Sound
durchweg in sehr poppigen Gewässern. Combinations mit Gentleman,
Xavier Naidoo und Patrice fördern die Breitentauglichkeit des Albums
noch mehr. Gefällig, aber recht schlaff, spult der Prezident die
üblichen Themen zu meist sehr langsamen Reggae- und Nyabingi-Riddims
ab. Der Weichspüler bei Sound und Stimme erhöht vielleicht
die Chance, in die Charts aufzusteigen. Doch der Produktion fehlt weitgehend
Feuer und Leben. Echte Roots-Vibes kommen hier nur selten, am ehesten
bei den Trommel-Chor-Intros, rüber.
Jürgen "Reggaedoctor" Schickinger
www.prezident-brown.de