Various
"Reggae Now Vol. 1"
(Bogalusa Records/Zomba - 2003)

Ganz ehrlich, von Bogalusa Records hatte ich noch nie gehört, da flattert mir mit "Reggae Now Vol. 1" eine Compilation neuester jamaikanischer Musik auf den Tisch und daneben noch ein Haufen von Informationen über ein Label, eine Stiftung und engagierte Menschen, die sich für eine Vielzahl von sozialen Dingen einsetzen. Es gibt also eine Menge zu erzählen. Fangen wir aber zuerst einmal mit dem Album an. Ein Blick auf die beteiligten Artists zeigt, dass hier die Creme der Dancehall-Szene in Teilen versammelt zu hören ist. Neben Sizzla und Anthony B sind u.a. Half Pint, Thriller U, George Nooks und Turbulence zu finden. Alleine schon diese Namen lassen einen aufhorchen. Weitgehend lösen die Tunes auch die Erwartungen ein. Präsentiert werden vor allem Dancehall-Titel aktueller Prägung. Dabei sind einige Smasher vertreten. Allen voran sind die Beiträge von Anthony B "Bun A Wicked" und "Bad Boy" zu nennen - Anthony at his best! - daneben auch das hervorragende "Life" von Prestige und General B's Appell "No War". Zudem ganz viel versprechend Lymie mit "Cool Off The Pressure". Gelegentlich sackt das Niveau dann doch etwas ab, so z.B. bei "Love Got A Hold" von George Nooks, das etwas zu seicht geraten ist. Auch Sizzla kann mit seinem (wie so oft) vergrölten "The Girls Dem" nicht an die Leistungen seines Albums "Da Real Thing" anknüpfen. Besser gelingt es ihm bei "Right Road"! Oft werden Tunes auf gleichem Riddim-Fundament präsentiert. So sind z.B. auf Seite Zwei des Vinyls derer drei, so ich richtig mitgezählt habe. Die musikalische Grundlage bleibt also, entgegen den weit verbreiteten One-Riddim-Samplern, vielfältig genug um Abwechslung zu bieten. Ein runder Sampler also mit vielen Höhen und gelegentlichem Mittelmaß. So richtige Grotten-Flops habe zumindest ich nicht gehört. Soweit zum Album!
Die Informationen über das Label Bogalusa Records/Reggae Now lesen sich ganz interessant. Bogalusa wurde in New Orleans gegründet. Grund dafür war unter anderem, dass die Musikstadt im Südosten der USA von den Majors sträflich vernachlässigt wurde, obwohl dort eine rege Musikszene herrscht, die vielfältiger kaum sein könnte. Hauptaugenmerk bei den Veröffentlichungen wird dabei vor allem auf die unterschiedlichen Strömungen schwarzer Musik gelegt. Zudem, so kann der Labelinfo entnommen werden, bestehe "Bogalusa darauf, dass alle Künstler faire Künstler- und Autorenverträge unterschreiben". Klingt ganz nach einen guten Ansatz. Mittlerweile wurde mit Reggae Now das Spektrum in Richtung Reggae intensiv erweitert. Neben Anthony B konnte ebenfalls Sizzla gewonnen werden, zu dem Veröffentlichungsspektrum beizutragen. Wichtig ist hier, dass so große Namen es ebenfalls ermöglichen Upcoming Artists Jamaikas zu fördern. Demnächst erscheint Anthony B's Album "Smoke Free" auf dem Label - im Mai dann ein Album von Sizzla.
Auf dem Cover der Bogalusa Veröffentlichungen befindet sich zudem der Vermerk "Bogalusa Records supports MUSIC AGAINST RACISM". Als Support wird, so heißt es, ein bestimmter Betrag pro verkaufter Einheit in diesen Fond geleitet. Das Label ist hier maßgeblich beteiligt. Die Aufgaben der sich in Gründung befindenden Stiftung fokussieren sich "im wesentlichen auf die Unterstützung von Minderheiten im sozialen Bereich von Kindern und Jugendlichen sowie im musikalischen Bereich sowie auf die Millionen von vorwiegend farbigen Insassen in amerikanischen Gefängnissen, die keine Lobby haben". Sitz von MUSIC AGAINST RACISM ist New Orleans. Wie gesagt, klingt alles nach einer guten Sache, die man im Auge und Ohr behalten sollte.

Karsten

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