
Reverence
Riddim
Anthony B - "Reverence"
Luciano - "Praise Yahweh"
Natural Black - "Wickedness"
Ras Charmer - "Black Theocrathy"
Norrisman - "Watch Weh A Go Happen"
Alpha Rowen - "The Whipping"
Ras Wakad - "Yoka"
Phat Promo - "Riddim Riddim"
(Reggae Fever Prod./ Gideon Prod. - 2004)
Reggae
Fever trägt seinen Namen zu Recht: Der Puls steigt bedenklich,
wenn Reggae-Fans den Laden in Zürich betreten. Vinyl ohne Ende.
17000 Singles sowie 6000 12"-Discos und LPs sollen dort stehen.
Und das klingt nicht unrealistisch. Jedenfalls ist die Auswahl ernsthaft
Kollaps-vedächtig. Und nun stehen auch die ersten Eigenproduktionen
im Regal: Acht Versions zum "Reverence"-Riddim, erschienen
auf dem hauseigenen Reggae-Fever-Label.
Der Laden in der Zürcher St. Jakobstraße 59 geht zurück
auf Markus Vogel und Lucien Sulloway, einen gebürtigen US-Amerikaner.
Im Jahr 1999 haben sie die Reggae-Schatztruhe eröffnet und davor
schon über zehn Jahre als Mill Mailorder Platten in die Welt geschickt.
Und jedes Jahr fährt Lucien sechs bis acht Wochen nach Jamaica,
nur, um für exclusiven Plattennachschub zu sorgen. Sonst steht
er heute hauptsächlich im Shop.
Dort - allerdings im Hintergrund - werkelt auch Daniel Berger von "Gideon
Productions", die zusammen mit Reggae Fever den Riddim produziert
haben. "Wir haben ihn in den besten Studios der Schweiz aufgenommen.
Das konnten wir uns nur leisten, weil wir Randzeiten gebucht haben",
sagt Daniel "Mani" Berger. Als Musiker und Engineer fungiere
Sylvai Perret von der Amlak 7 Crew, der auch die Voicing-Sessions geleitet
hat. Für das Mix hat Prince Malachi im englischen Stingray Studio
gesorgt. Und weil es auf Jamaica manchmal eine gewisse Zeit braucht,
Artists mit einem guten neuen Song ins Studio zu locken, hat es am Ende
mehr als ein Jahr gedauert, bis die Selection fertig war.
Slow und schwer rumpelt sich der "Reverence"-Riddim Die Harmoniefolge
erinnert anfangs ganz leicht an "(If I were a) Carpenter",
geht aber tiefer ins Mark und rollt so sanft wie behäbig dahin.
Der Bass drückt anständig. Einzig die Computer-Drums langweilen
etwas. Der Riddim und das ruhige Mix lassen so viel Raum, dass es förmlich
nach kleinen Trommelwirbeln, nach ein paar überraschenden Schlägen
schreit. Tortzdem besitzt der Riddim einen feinen, zähen und sehr
rootsigen Groove.
Auch die Tunes halten da mit. Lediglich Luciano bleibt mit seinem
getragenen "Praise Yaweh" etwas flau. Das gleicht Alpha
Rowens beseelter Song "The Whippin" locker aus, womit
die Sänger abgehakt sind. Perlen finden sich aber auch unter den
DJ-Tunes vom Jamaica-Massive: Anthony B, Norrisman und
Natural Black.
Alle werden ihrem Ruf gerecht und legen schöne Melodien mit rootsigem
Sprechgesang über die Musik. Ras Charmer schlägt die
Brücke nach Europa. Er hält gut mit seinen karibischen Kollegen
mit. Bleiben noch Ras Wakads Beitrag auf Französisch und
Phat Promos Dance Hall Tune auf Schwyzerdeutsch, der ungewohnt
und leicht platt rüberkommt, was aber vielleicht daran liegt, dass
es mindestens ebenso schwer verständlich ist wie Patois.
Jedenfalls macht Mani Berger einen recht glücklichen Eindruck mit
der Selection. "Aber mit dem finalen Mix sind wir nicht ganz zufrieden",
sagt er. Doch ganz zufrieden zu sein, bedeutet ja oft schon den ersten
Schritt zum Stillstand. Also weiter probieren und verbessern, testen
und basteln. Dann bleibt es mit Sicherheit spannend zu beobachten, was
sich im Hause Reggae Fever tut - nachdem der Auftakt schon recht überzeugend
war.
Jürgen
"Reggaedoctor" Schickinger
www.reggaefever.ch