Seeed
"Music Monks" (Downbeat/eastwest - 2003)
Bands mit einem
überraschend guten Debüt sind ganz und gar nicht zu beneiden.
So war die Spannung auch im Fall von Seeed besonders groß, nachdem
ihr Erstling "New Dubby Conquerors" bis heute Maßstäbe
setzt, die schwer zu erreichen sind. Mit "Music Monks" steht
der Nachfolger nun in den Läden und wird von allen Seiten kritisch
begutachtet und in der Regel hoch gelobt. Dem Lob möchte ich mich
anschließen - ohne in frenetischen Jubel auszubrechen. Nun ist
es mir gerade bei Seeed bisher so gegangen, dass die Titel erst nach
und nach ihre volle Wirkung entfaltet und zu dauerhafter Zufriedenheit
geführt haben - auch beim ersten Album. Also sei hier Vorsicht
geboten.... "Music Monks" toppt nicht "New Dubby Conquerors",
ist jedoch weit weg von "gut" oder "geht so". Ich
würde es gar als zweitbestes Dancehall-Reggae-Album hierzulande
bezeichnen, kurz hinter dem Debüt. Ein Klassealbum sozusagen, dass
erneut Maßstäbe setzt und vor allem nicht das 1 zu 1 fortsetzt,
was mit Album Nr. 1 begonnen wurde. Seeed sind gegenüber Experimenten
offen, was gut und wichtig ist, und sorgen mit dem neuen Album zwar
nicht für grundsätzlich neue Erfindungen, reichern aber das
altbekannte Spektrum an. So z.B. mit "Goldmine", bei dem Ear
auf sehr sparsamen Beats eine eher abstrakt-minimalistische Version
von Dancehall präsentiert. Daneben dann immer wieder der bekannte
Sound - satt und mit super Bläsersätzen angereichert - rootsig
bis rotzig und vor allem eher Melange als puristenfreundliche Stil-"Reinheit".
Gerade hiermit wissen Seeed zu begeistern. Hervorzuheben sind, bevorzugt
man eher den "alten" Stil, zum Beispiel "Jackpot Girl",
"Love Is The Queen" und "Respectness". Mit "Music
Monks" und "Release" knüpfen sie eher an Titel wie
"Dickes B" oder "Putzbattle" an, sind jedoch konsequenter.
Ebenfalls ein Knaller liegt mit "Double Soul" feat. Tanya
Stephens vor, jener Frau, die ihnen mit "It's A Pity" auf
dem Doctor's Darling-Riddim einen internationalen
Hit und einen Platz auf der aktuellen Reggae Gold Compilation von VP
verschafft hat. Die Frau ist einfach einmalig und besitzt einen beneidenswert
coolen Flow. Dazwischen dann doch eine Peinlichkeit. "Grosshirn"
kommt ähnlich dem "Putzbattle" etwas beliebig und anstrengend
daher. Der absolute Top-Hit des Albums soll hier nicht gekürt werden,
dafür sind die versammelten Tracks zu vielseitig. Als etwas befremdlich
empfinde ich das Cover, denn den Kämpfer mit durchdringendem Blick
nehme ich Ear einfach nicht ab.
Karsten Frehe
www.musicmonks.de
www.seeed.de