Sizzla
"Da Real Thing" (VP/Indigo - 2002)
Meine mehrfach getätigten
Äußerungen in den letzten Tagen, die neue Sizzla-Scheibe
sei total empfehlenswert und klasse, stieß bei nicht wenigen auf
verwunderte Blicke, galt ich in der Vergangenheit doch nicht gerade
als heißester Fan dieses Künstlers. Bereits 1997 war ich
eher skeptisch, als mir Olliver und Marc von der Irie Ites-Radio-Crew
schwärmerisch das "Black Woman & Child"-Album empfohlen
haben. Das hat sich jedoch schnell gelegt - liegt hier doch ein Meilenstein
des Conscious Dancehall vor! Doch was geschah danach. Sizzla hat sich
vor dem Mikrophon betätigt wie kaum ein anderer Artist und mit
Produktionen den Markt überschwemmt. Leider waren allzu oft sowohl
die Musik als auch die Lyrics mit heißer Nadel gestrickt und wenig
überzeugend (die paar Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel).
Wie leider so oft beim Dancehall scheint er dem Treiben anheim gefallen
zu sein, mit möglichst wenig Aufwand viel Geld machen zu wollen.
Nachdem das letzte Album "Ghetto Revolution" (Greensleeves)
bereits die Wende einleitete, scheint sie mit "Da Real Thing"
(VP-Records) vollzogen. Wieder zurückgekehrt zu Bobby Digital als
Produzenten zeigt sich Sizzla hier von seiner starken Seite. Er vereint
seinen Deejay-Style wieder mit Gesang und erweist sich als Songwriter
ebenfalls auf der Höhe seiner Möglichkeiten. Was ihm vielleicht
auch nur gefehlt haben mag ist die Zeit, mit Muße an die Arbeit
zu gehen, und ein Produzent, der ihm dabei hilft sich auf Qualität
zu fokussieren. Bobby Digital war die Lösung und so ist ein hervorragendes
Album entstanden, dass an die gemeinsame Arbeit bei "Black Woman
& Child" anknüpft und erdrutschartig den Markt erobern
wird. Zudem ist zu hoffen, dass es auch wie in der Vergangenheit viele
Artists geben wird, die ihm in dieser Richtung folgen werden. Zu hören
ist auch der Riddim, auf dem Gentleman mit "Dem Gone" eine
Steilvorlage gegeben hat. Sizzla nimmt mit "Woman I Need You"
gekonnt an, verdribbelt sich ein wenig, liefert letztendlich jedoch
einen Hit neben vielen ab. Überflüssig ist lediglich sein
leicht dümmliches Geträller bei "She's Loving".
Dennoch, ein Ausrutscher sei verziehen. Tolles Album und zugleich ein
dicker Tipp!
karsten