SUB
OSLO
"THE RITES OF DUB"
(Glitterhouse/Indigo - 2003)
Aus Texas kommen
die Cowboys, viel Öl und JR Ewing. Dub passt da nicht ins Bild.
Doch was Sub Oslo - neun Texaner - auf ihrer zweiten Scheibe "The
rites of dub" abliefern, hört sich ohne Frage nach Dub aus
tiefster Tiefe an. Zwei Dinge stechen zuerst ins Auge und Ohr: Die Jungs
spielen tatsächlich auf ihren Instrumenten, und das mit viel Gefühl
und offenbar so großer Freude, dass einzelne Tracks in epischer
Länge erklingen. 10 Minuten sind keine Seltenheit. Live sollen
Sub Oslo ihre Werke sogar gerne einmal auf eine halbe Stunde ausdehnen.
Bei der Instrumentierung und bei den Rhythmen machen die Texaner wenig
Experimente: Reggae-Grooves bilden das Backbone. Allerdings verschleppen
sie das Tempo derart, dass sich die Riddim manchmal aufzulösen
scheinen: Aus bebenden Bassgebirgen steigen zischelnde Wolken auf, die
sich fast bis zur völligen Transparenz verflüchtigen. Bleischwere
und federleichte Parts oszillieren fortwährend.
Am meisten beeindruckt aber, wie wohldosiert die Amerikaner zu Werke
gehen. Kein Klang, kein Effekt, keine Melodie wird überstrapaziert.
Obwohl sich wenig tut, verändert sich immer so viel, dass es nie
anödet. Flirrende Soundteppiche bilden sich, zerfallen zeitlupenschnell
in Fragmente, die träge entschweben. Melodien kriechen unscheinbar
heran, winden sich um das bröselnde Rückgrat, halten es zusammen,
und beide verbinden sich zu einer astralen Einheit. Nie hetzt, nie nervt,
nie drängt diese Musik.
Viel zeitgenössischer Dub protzt mit technischen Spielereien. Wie
beim Film stehen dabei die Effekte vor dem Inhalt. Sub Oslo stellen
Feingefühl und musikalisches Gespür in den Vordergrund. Dennoch
räumen sie der Technik den Wert ein, den ihr gebührt - als
wichtiges Mittel zum Zweck. Das Resultat: perfekt ausbalancierter Dub.
Die Länge der Tracks mag den Zugang zur Musik erschweren. Doch
wer ihn gefunden hat, staunt wie schnell die Stücke verklingen.
Jürgen "Reggaedoctor"
Schickinger
www.glitterhouse.com