Tristan Palma
"Spliff Tail"
(Black Solidarity/Blue-Mountain)

Von einem Revival des frühen Dancehall oder Rub-A-Dub zu sprechen erscheint noch verfrüht, allerdings deuten einige sehr beachtenswerte Veröffentlichungen der letzten Wochen, so z.B. neben dem hier besprochenen Album die exzellente Compilation "The Biggest Dancehall Anthems 1979-82" auf Greensleeves, darauf hin. Hoffentlich nicht ganz ohne Einfluss auf die heutige Dancehall-Szene, die sich allzu oft in digitalen Spielereien und hardware-tiefem Bassgedröhne in die Beliebigkeit zu verflüchtigen scheint. Ganz anders als in den Geburtsjahren des Dancehall, in denen auch Tristan Palma (oder Triston Palma) an die Öffentlichkeit kam und von da an etliche Hits für sich verbuchen konnte, angefangen 1978 mit "A-Class Girl". Black Solidarity hat auf "Spliff Tail" 20 Tunes des herausragenden Sängers zusammengestellt, die seine Position in der Dancehall eindrucksvoll unterstreichen. Aufgenommen wurden sie bei Tuff Gong, King Tubby's Music Mountain und Music Works. An den Reglern saßen u.a. Scientist und Dr. Marshall. Alleine schon diese Orte und Namen lassen vermuten, dass die beteiligten Musiker ebenfalls hochrangig waren. So lassen sich mit dem Soul Syndicate und den Roots Radics zwei der Top-Studiobands auf Jamaika und als Einzelmusiker u.a. Dean Fraser, Chico, Tony Chin und Ansel Collins im Booklett finden! Tristan Palma überzeugt durchgängig durch seinen smoothen Vocal-Style, der den Songs eine Prise Soul einhaucht und sie gelegentlich richtig sexy werden lässt, so z.B. bei "Tek A Set" oder "Dance One Tune". Auffällig ist bei vielen der versammelten Aufnahmen, dass die Instrumentierung auf das Wesentliche reduziert wurde, wodurch der Stimme angenehm viel Raum zur Entfaltung gegeben wird. Als Beispiel ist hier exemplarisch "Buy Out The Bar" zu nennen. Inhaltlich bewegen sich die meisten Lyrics in Lovers Rock-Gefilden. Mit "Bring The Kutchie" ist auch eine Ganja-Tune dabei, der mit nettem Backgroundgesang ausgestattet zu einem wahren Ohrwurm wird. Tristan Palma wird auf dem vorliegenden Album als ein bedeutender Interpret des Genres aufgezeigt. Gerade für diejenigen Reggae-Fans, die ihm bislang nur sporadisch auf Samplern begegnet sind, ist dies eine sehr gute Gelegenheit, einen Einblick in das Schaffen dieses Mannes zu bekommen. Lediglich die Linernotes lassen zu wünschen übrig.

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