Yellowman
"New York"
(RAS/Sanctuary - 2003)
Winston Foster aka
Yellowman gehört nicht gerade zu den schüchternen Artists.
Sein Weg ist gepflastert mit Vorurteilen und persönlichen Tiefschlägen.
Als Albino auf die Welt gekommen und wegen der Hautfarbe als Junge gehänselt
musste er früh lernen sich gegen andere durchzusetzen. Später,
1986, bekämpfte er erfolgreich einen Krebstumor, der sich in seinem
Kiefer gebildete hatte. Er starb nicht, wie es ihm von ärztlicher
Seite vorhergesagt wurde. Dennoch sind die Narben deutlich zu sehen.
Nichtsdestotrotz hat er sich als Dancehall-Act mit oft leicht schlüpfrigen
Lyrics oder übertriebenen Selbstbeweihräucherungen und gelegentlichen
Ausflügen in ernstere Sphären einen Namen gemacht. Anfang
der 80er war er sogar einer der angesagtesten Namen im Dancehallbiz
Jamaikas. Nachdem es ganze vier Jahre lang ruhig um ihn war, legt er
mit "New York" sein neues Studioalbum auf dem amerikanischen
Label RAS vor. Amerikanisch ist daran nicht nur der Sitz des Labels.
Auch beim Sound, der Machart und Ausrichtung der Songs lässt sich
der amerikanische Markt heraushören. Und hier insbesondere der
Hip Hop. Die Riddims präsentieren sich allesamt sehr smooth und
recht simpel. Produziert hat Phillip "Fatis" Burrell. Trotz
dieser von Produzentenseite her ausgezeichneten Voraussetzungen zünden
nur wenige der Tunes so richtig. Das liegt vor allem daran, dass Yellowman
bei Titeln wie "That Girl" und "Family Man" (eine
Beschwörung des Gegenteils von früher behaupteten Merkmalen)
stimmlich etwas schwach daher kommt. Deshalb tun ihm die Kollaborationen
mit anderen Artists, wie z.B. mit George Nooks bei "World War"
(eine Variante des "Tribal War") gut. Dieser Tune sticht neben
"CNN News" aus dem eher soliden bis mittelmäßigen
Rest des Albums deutlich hervor. Klasse. Eine weitere Kollabo gibt's
mit Ce'Cile. "Do Me" gehört vom Feeling und dem Riddim
her eher in die "Sunshine Reggae" Ecke - also deutlich in
den Bereich des Mainstream Pop! Ce'Cile liefert hier die gewohnt gute
Qualität ab. Bei all der Kritik, die an den bestehenden politischen
Verhältnissen geübt wird (hier auch die Tracks "Leave
Iraq Alone" und "Freedom Walk" - letzterer ebenfalls
gelungen), kommen natürlich die altbekannten "Girls Tunes"
zum Tragen. Beendet wird das Album mit der Combination "This House"
feat. Abijah auf einem Minimal-Riddim. Wie gesagt, ein gemischt gutes
bis mittelmäßiges Album. Dennoch: Respect Mr. Foster. So
viel Durchhaltevermögen hat wohl kaum einer bei derartigem, persönlichen
Wellengang.
Karsten Frehe
www.sanctuarygroup.de