DENNIS BROWN presents PRINCE JAMMY
"UMOJA/20th CENTURY DEBWISE"
(Blood & Fire/Indigo - 2004)

Als ich "20th Century DEBwise" im August 1989 auf einer Plattenbörse in London erspähte, musste ich sie einfach haben. Längst hatte ich die Produktionen von Dennis Emmanuel Brown zu schätzen gelernt. Seine Dub-LPs hatte ich aber verpasst. Unglücklicherweise füllten damals - ich war ausgeblutet von einer Vinyl-Shopping-Tour - nur noch 13.42 £ meinen Geldbeutel. Der Händler aber wollte satte 15 £! Etwa eine halbe Million Worte später, und nachdem er meine Geldbörse inspiziert hatte sowie ich ihm den Inhalt meiner Taschen gezeigt, versenkte ich glücklich meine Trophäe im Plattensack und er meinen letzten Penny in seiner Hose.
Reue wegen dieser Investition oder Ärger wegen der Aktion überkam mich nie. Noch heute zählen "Umoja Dub" und "20th Century DEBwise" - beide 1979 erscheinen - für mich zu den besten Dub-Alben aus den späten 70ern. Meist spaziert der Bass von Lloyd Parks und Robbie Shakespeare steppersmäßig dahin, während der große Sly Drumbar die Sache mit wohlgesetzten Schlagfolgen nach Vorne schiebt. Viele der Riddims, die so schön klar und doch auch warm und weich klingen, finden sich auf den Dennis Brown LPs aus dieser Zeit. Einige weitere Wummer-Nummern stammen von Junior Delgados wunderbarem Album "Taste of The Young Heart" (Versions zu "Famine", "Storm", "Trickster" u. a.). Feinster Stoff, den sich Prince Jammy vorgenommen hat. Wie immer bei seinen frühen Dubs hat der Prince nicht wild an den Knöpfchen geschraubt, sondern sehr subtil Hand angelegt. Manche Mixes wirken anfangs unscheinbar. Doch sie entfalten sich beim genauen Hnihören. Mit viel Gespür und großer Geduld hat Jammy sehr feine Spitzen aus den behäbigen wie treibenden Riddims heraus geschält. Definitiv exzellente Musik, die mit zunehmender Lautstärke noch erheblich gewinnt.
Jedenfalls hüpfte, kaum dass ich "20th Century DEBwise" besaß, "Umoja Dub" ganz hoch auf meiner Wunschliste. Ein paar Jahre musste ich noch suchen, bis das abgehakt war. So viel Mühe ist nun nicht mehr nötig, denn die Blood & Fire-CD versammelt beide Alben komplett. Mit dem Bonus-Track, einem Dub zu DB's "Don't want to be no general", setzt sie zudem noch ein Schmankerl obendrauf

Jürgen "Reggaedoctor" Schickinger


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