DUBBLESTANDART
"Heavy Heavy Monster Dub"
(Echo Beach/Indigo - 2004)
Wie bereits der
Vorgänger, das hervorragende Debut-Album 'Streets
Of Dub', kommt 'Heavy Heavy Monster Dub' dunkel-urban mit Eigenproduktionen
und Remix-Versionen befreudeter Dub-Acts daher. 15 Tracks zum Steppen
und Chillen: Wahre Monster kommen nicht aus den Speakern gekrochen.
Der Opener 'streets
of dub' tunt überraschend wie ein Song der 80er Pop-Helden FLASH
& the PAN ob seines akkordeonartigen Synthithemas wie der Übernahme
deren typischen Vocal-Mixings. Ja, FLASH & the PAN waren nicht undubby.
Auch der folgende Remix des Mittsiebziger One-Hit-Wonders 'kung fu fighting'
von CARL DOUGLAS will nicht so recht in Flow und Anliegen der Platte
passen - ist aber gerade ein aktuelles Thema, das Remix-Album des 'kung
fu fighting'-Songs, dem diverse Mix-Artists Tribut zollen.
Typisch wird das Album erst mit den folgenden 'evil empire' und 'this
is life', zwei kraftvoll-spacigen Chillout-Nummern, die als reine Eigenproduktionen
in der Minderheit bleiben, denn die meisten Bänder wanderten zwischen
Wien und New York, London, Paris und Kingston hin und zurück. So
wurden drei Tracks in Kingston von SLY & ROBBIE prima unterlegt,
von denen 'pre-emptive dub' über Paris - remixed by SEVEN DUB -
den Weg zurück fanden. Viele Bänder landeten in London, bei
SOUNDS FROM THE GROUND, DREADZONE, MAD PROFESSOR und NICK MANASSEH.
Ausgezeichnet die Arbeit von SOUNDS FROM THE GROUND (tracks 8+9), deren
oszillierende Affinität zu DUBBLESTANDART prima zur Wirkung kommt.
DREADZONE, eh bekannt für gute Remixe, machen hier für meinen
Geschmack ein paar elektronische Mätzchen zuviel, der MAD PROFESSOR
Mix fällt im Vergleich zu anderen Tracks recht spröde aus
und will nicht grooven, aber auf (s)eine Art, die immer wieder gefällt.
Auch die Mixe von NICK MANASSEH, KEITH LE BLANC sprechen sehr an.
Die trotz des verwirrenden Hin- und Hers beeindruckende Homogenität
des Albums bis zum Schluss muss letztendlich nicht erstaunen, schließlich
tauchen viele Einspielungen doppelt und dreifach auf.
Die Originaleinspielungen der Crew sind bereits durch den Erstmix in
Dub verfremdet und werden durch die Remixe noch einmal neu getunt. Programm
bei DUBBLESTANDART, die diese Bodenlosigkeit von Originalem betont nutzen,
um den Praxen der internationalen Weltwirtschaft musikalisch skeptische
Faszination wie grundtiefe Beängstigung gegen zu setzen.
So entspricht der
Titel der VÖ auch gar nicht dem musikalischen Anliegen der Mittneunziger,
dubtechnisch alles in Einzelteile zu zerlegen und in unterschiedlichen
Portionierungen Takt für Takt neu zusammen zu fügen, sondern
eher einer Gesellschaftskritik der internationalen Vernichtung von allem
Originalem zugunsten des werbewirksam Vermarktbaren. Als Globalisierungsgegner
wie als Befürworter der Hanf-Freigabe in Österreich haben
DUBBLESTANDART politisch eindeutig Schlagseite, in der Wahl ihrer internationalen
Musikerfreunde wie in ihrer Musikalität eindeutig Klasse, sind
aber nicht eindeutig gegen den Einwand gefeit, mehr Nutznießer
ihrer internationalen Freundschaften als selber ideeller Quell zu sein.
DUBBLESTANDART sind
bisher mit ihren VÖs im aktuellen Dubgeschehen noch lange nicht
entsprechend ausgelobt worden. Nicht nur von daher wünsche ich
mir von Ihnen in Zukunft etwas mehr an Anlitz.
Bernhard Groha
Österreich und Dub gehen sehr gut zusammen.
Das hat nicht zuletzt auch das Album "Streets Of Dub" von
Dubblestandart aus Wien bewiesen. Nun liegt endlich der Nachfolger vor
und setzt das fort, was schon seit je ihr Markenzeichen ist: satter
Dub neuer Prägung - mal klaustrophobisch dicht, mal hüpfend
tanzbar! Dabei schielen sie nicht nur nach den Wurzeln auf Jamaika,
sondern beziehen auch andere musikalische Einflüsse mit ein. Zwischen
den Eckpolen Pink Floyd und Lee "Scratch" Perry entwickeln
sie ihren ganz eigenen Sound, den sie auch live auf die Bühnen
bringen. Bei dem Track "10 Tons Of Dope" gibt es sogar ein
Wiederhören mit Dillinger. Zudem gibt es Remixe und Kooperationen
von und mit Manasseh, Dreadzone, Mad Professor und Sly & Robbie.
Ein weitgehend gutes Album. Lediglich am Einsatz eines etwas unzeitgemäßen
Keyboardsounds, der zudem viel zu intensiv und durchgängig zu hören
ist, beim "Streets Of Dub" Remix 2004 hätte ich zu nörgeln.
Lohnt sich!
Karsten
Frehe