Glen Brown & Friends
"Rhythm Master Volume One"

The Revolutionaries
"Earthquake Dub"

(Hot Pot/Indigo - 2005)

Ein neues Label startet im Bereich der Wiederveröffentlichungen. Es heißt Hot Pot und ist ein Sublabel von Cooking Vinyl. Es ist ein Joint Venture von Martin Goldschmidt (Cooking Vinyl), Mike Chadwick (Essential Music) und keinem Geringeren als Steve Barrow von Blood & Fire. Bei so viel gebündelter Kompetenz darf Großes erwartet werden. Mit den beiden ersten Veröffentlichungen, Glen Brown & Friends "Rhythm Master Volume One" und Ossie Hibbert & The Revolutionaries "Earthquake Dub", wird die Meßlatte für alle späteren Alben hoch gelegt.
Glen Brown, Sänger und Produzent, kann als einer der kreativen Köpfe jamaikanischer Musik angesehen werden. In den 70er Jahre erreichte sein Schaffen einen kreativen Höhepunkt sondergleichen. Bereits mit dem Album Glen Brown & King Tubby "Termination Dub" von Blood & Fire von 1996 (mit dem mehr als genialen "Father For The Living Dubwise") wurde dies eindrucksvoll dokumentiert. "Rhythm Master Volume One" knüpft hier ohne Überschneidungen an. Auf dem Vinylalbum gibt es 9 Versionen auf dem "Dirty Harry"-Riddim zu hören. Ein One Riddim-Sampler also, der jedoch entgegen den heutigen, meist von der Stange gefertigten Zusammenstellungen zeigt, dass man durch Variationen ein und demselben Riddim verschiedene schillernde Farben entlocken kann. Auf der CD gibt es 8 weitere Tracks zu hören - insofern lohnt sich die Anschaffung des Silberlings. Darunter sind Highlights wie "Dubble Attack" von Big Youth, "One One Cocoa" von Gregory Isaacs sowie einige Titel, bei denen Glen Brown selbst als Sänger zu hören ist. Zudem sind Künstler wie I-Roy, Prince Jazzbo und Tommy McCook mit von der Partie. Das Ganze auf der Basis von gut abgehangenen, trockenen Beats, die einem ein Lächeln entlocken und die Magengrube zum Vibrieren bringen. Kein Wunder, wurden sie doch von King Tubby gemixt. Ein essentielles Album also, dass zusammen mit "Termination Dub" in jede Sammlung gehört.

Karsten Frehe

Ein großer Wiederverwerter. Eng gesehen, lag Glen Browns große Zeit ganz zu Anfang der 70er. Damals baute er supertiefe Riddims, erdig und klar wie selten. Danach recycelte Glen sie fortwährend. Auf "Rhythm Master Vol. 1" - beim neuen, englischen Hot Pot Label erschienen - herrscht ein Monster: "Dirty Harry", der zusammen mit "Wicked can't run away/Youthman" zu den legendärsten Brown-Riddims zählt. Zum Original aus dem Jahr 1971 kommen meist etwas jüngere Vocal-, Dj-, Instru- und Dub-Versions - insgesamt zehn auf dem Vinyl, aber nur neun auf der CD. Die fährt dafür noch ein paar andere, dicke Geschütze auf - etwa Roman Stewart's "Never too young to learn" mit dem Krimi-Bass plus zwei Big Youth-Versions zum selben Riddim, Gregory Isaacs' "One one cocoa" und Glen's funky Roots-Schwergewicht "Away with the bad" (auch bekannt als "Forward the good"). Keine leichte Wahl, aber jedenfalls die richtige, wie immer sie auch ausfällt.

Jürgen "Reggaedoctor" Schickinger

Die zweite Veröffentlichung auf Hot Pot präsentiert das erste Dubalbum aus einer Trilogie. Es wurde von Ossie Hibbert 1975 produziert. Der Erzählung nach entstand es an nur zwei Tagen, weil einfach Zeit im Studio übrig war. Ossie Hibbert, damals "Session Boss" bei Channel One, bearbeitet hier sehr meist sehr dezent Riddims die von den Revolutionaries eingespielt wurden. Da zu der Zeit gerade der "Rockers Style" angesagt war, kann man sich gut vorstellen, dass die Versions sehr trocken daherkommen. Mit Effekten wurde recht sparsam umgegangen. Der Mix spielt meist mit den einzelnen Tonspuren. Das tut den Kompositionen gut, da sie so nicht überfrachtet erscheinen. Zu hören sind u.a. Versions von Dennis Brown's "Whip Them Jah", "Declaration Of Rights" von den Abyssinians und Phyllis Dillon's Rocksteady Klassiker "Love Was All I Had" in einer "Rockers Style"-Bearbeitung durch die Revolutionaries. Zusätzlich zu dem Album "Earthquake Dub" gibt es einige Bonustracks zu hören. Die Archivgräber von Hot Pot haben ganze Arbeit geleistet. In nächster Zeit werden ebenfalls die beiden anderen Alben "Crucial Dub" und "Leggo Dub" bei Hot Pot wiederveröffentlicht.

Karsten Frehe


Record list back to main www.irieites.de