Horace
Andy meets Mad Professor - "From The Roots"
(RAS/Ariwa/Rough Trade - 2004)
Chukki Starr - "True Guidance"
(Ariwa/Stardom Products/Rough Trade - 2004)
Sein Lächeln
und die verzückende, charakteristische Zahnlücke von Horace
Andy verzaubern neben seinem hervorragenden und einzigartigen Gesang
nun schon ein paar Jährchen. Auch wenn seiner Stimme mittlerweile
das Älterwerden anzuhören ist, gelingt ihm mit "From
The Roots" ein grundsolides, gutes Album. Gegen ältere Stimmen
ist ja auch eh nix einzuwenden, reifen doch auch Weine & Whiskey
mit den Jahren und bekommen einen anderen, mitunter wärmeren Charakter.
Das Album dreht sich thematisch um Rasta, was Titel wie "Babylon
Bridge", "Rasta Business" und "Zion The Holy Land"
verdeutlichen. Einmal Rasta - immer Rasta, schießt mir durch den
Kopf. Gleichzeitig jedoch auch der Haufen von Klischees, die mit diesem
Genre verbunden sind. Von dem sympathischen Horace Andy vorgetragen
wirken sie authentisch - man nimmt ihm die spirituelle Tiefe ab. Mad
Professor untermalt das Ganze mit Klängen, die man von ihm gut
kennt. Satter Rootssound, leicht verspielte Dubeinlagen (hier allerdings
in Grenzen) und illustre Musiker, wie Sly & Robbie, Mafia &
Fluxy und Dean Fraser. Aktive und stilprägende Geister des Reggae
also. Nettes Teil!
Getreu dem Motte, die gute Nachricht zuerst, geht's hier etwas weniger
erfreulich weiter. Chukki Starr's neues Album "True Guidance",
ebenfalls unter der Regie von Mad Professor eingespielt, kann nicht
so ganz überzeugen. Insgesamt werden schnellere Rhythmen gesucht,
die zaghaft in Richtung aktuellem Dancehall gehen. Und gerade die Ausflüge
des Professors in dieser Richtung waren, meines Erachtens, bislang noch
nicht mit viel Ruhm bekleckert. Die Riddims kommen oft in Teilen zu
synthetisch daher. Dazwischen dödelt der aus London stammende Singjay
Chukki Starr, behängt mit Goldkettchen und fettem Ring am Finger,
hiphop-artig durch die Gegend - mal ganz nett, mal weniger inspirierend.
Das hat bei "Sweet Mama" ein wenig Stil und bei "Hold
Me Now" (auf einem wärmeren Rootsriddim) sogar richtig Klasse,
als komplettes Album haut "True Guidance" zumindest mich nicht
so richtig vom Hocker.
Karsten Frehe