OSSIE ALL STARS
"LEGGO DUB"
(Hot Pot/Cooking Vinyl/Indigo - 2005)
Auf den ersten Blick
erschien das Album etwas rätselhaft: Außer "Leggo Dub"
und "produced by Cash & Carry" stand nicht viel auf der
Hülle. Das Label des Original-Vinyls steuerte dazu lediglich die
Titel bei. Nur die Auslaufrille gab einen Hinweis darauf, aus welcher
Ecke der Sound auf der Scheibe kam. Ganz klein war da "G. Isacca"
eingeritzt. Wem das jamaikanische Jonglieren mit Buchstaben vertraut
war, ahnte nun: Die Scheibe hat etwas mit dem Cool Ruler zu tun.
Und, ganz recht, auf der A-Seite geht es gleich mit dem "Smile"-Riddim
los - in der Version, die Gregory für sein Remake des Silvertones-Klassikers
auf dem Ablum "Mr. Isaacs" benutzt hatte. Dann folgen Dub
Versions zu "Storm", "Sacrifice", "The Winner"
und zu drei weiteren Songs der "Mr. Isaacs"-Scheibe. Jetzt
hob sich also der Nebel: Ossie Hibbert, der Produzent des Gregory-Albums,
steckte hinter der ganzen Sache.
Die Neuauflage von "Leggo Dub" auf Hot Pot erfordert kein
detektivisches Gespür. Klar und deutlich gibt die Hülle die
"Ossie All Stars" als Täter an. Das Booklet verweist
auf die sieben Dubs zu den "Mr. Isaacs"-Album-Tracks. Es erwähnt
die Version zur Keith Hudson-Produktion "I'm alright" von
Horace Andy und gibt über den Ursprung der sechs CD-Bonus-Tracks
Auskunft, die sich bestens zu den übrigen Titeln fügen. Bei
ihnen handelt es sich um Versions zu Songs von Frankie Jones, Ranking
Trevor, U Brown und Dllinger. Einzig die Herkunft von "Brooklyn
Style" und "Bubble Up Style" bleibt weiterhin eine Aufgabe
für Reggae-Spürhunde.
Auch der Sound bleibt, was er war: Knackig und knochentrocken! Wer schon
die Scheibe "Earthquake Dub/Satisfaction in Dub" kennt, weiß
ungefähr, was ihn erwartet - feiner Revolutionaries-Style, so aus
den Jahren 1975-1977. Das Schlagzeug ist ganz nach Vorne gemischt und
treibt die Musik mächtig voran. Die Effekte sind spärlich
gesetzt. Hier und da flimmern ein paar Geräusche - heute wären
das Samples - wie etwa das Brummen eines Motors umher. Doch gerade das
spärliche Mix lässt der Musik ihre ganze Kraft. Der Sound
drückt, kracht und knattert erbarmungslos. Eines der härtesten
Dub-Alben aus den 70ern, das stilmäßig eher bei der Joe Gibbs/Errol
T-Linie liegt als beim Tubby-Sound.
Jürgen "Reggaedoctor"
Schickinger