Morgan
Heritage
"Full Circle"
(VP/Grooveattack - 2005)
Nach wie vor zaubert
die Morgan Familie wunderschöne Gesangslinien aus der Rasta-Mütze.
Auch die Riddims sind ausgesucht und up to di time. Jedoch nervt das
zunehmende Schielen auf den amerikanischen R&B Markt gleichermaßen.
Schon der an sich saubere Opener "Jah Comes First" treibt
einem mit einer Vocoder-verzerrten Stimme die Schamesröte ins Gesicht.
Auch sonst fällt es schwer MH noch die Roots & Culture Militanz
abzunehmen, die sie durch ihre stets in Jah-Warrior Uniform abgehaltenen
Bühnenauftritte vermitteln wollen. Lediglich bei "Hail up
di Lion" (aka "Uncomfortable" auf dem "Stop That
Train"-Riddim), "Hail Rastafari" ("Lion Paw"-Riddim)
und der genialen Combination mit Bushman "Mek We Try" auf
dem "911 "-Riddim blitzen ihre altbekannten Qualitäten
auf. Hätte man noch "Inna dem ting deh" auf Pow Pow's
"Superior"-Riddim mit draufgepackt, hätten allein diese
Tunes den Kauf gerechtfertigt. Leider sind letztere Tunes ausnahmslos
mehrere Monate alt und somit wahrscheinlich schon in jedem ernstzunehmenden
Roots-Haushalt zu finden. Alles andere ist einfach zu brav und selbst
das eigentlich ziemlich coole "Gangsta Groupie" auf Dennis
Browns "Some Like It Hot"-Riddim, klingt bestenfalls wie die
amerikanische Westcoast-Surf Band Sublime. "Your best Friend"
auf dem genialen "Drop Leaf" geht okay, obwohl dann irgendjemand
im Mittelteil versucht, wie Snoop Doggy Dog zu klingen. Auch Damian
"Jr. Gong" Marley's Rude-Bwoy Beitrag auf "Girlz 'round
the World" kann den Track nicht retten und die Combinations mit
Cobra ("Enough is enough") oder der "U've got me"-Remix
mit Bounty Killer, Sizzla & LMS legen weiteres Zeugnis übelster
o.g. Mainstream Anbiederei ab. So geraten dann ironischerweise die CD
Bonus-Tracks "Propaganda" und "So much to come"
zu den eigentlichen Highlights. Da versuchen MH nämlich nicht irgendeinen
Markt zu bedienen, sondern zeigen, was sie drauf haben indem sie frei
von der Leber spielen. So gerät das Ganze dann doch noch zu einem
recht ordentlichen Album.
Torsten "Red
I" Sarfert