Nattyflo
"Immer Vorwärts"

(Rootdown/Soulfood - 2005)

Das hat gedauert. Nachdem bereits 2002 die EP "Wochenend" bei Rootdown erschien und Nattyflo einer der ersten Artists war, der in der Irie Ites-Interview-Rubrik auftauchte, liegt nun ENDLICH die ganze Platte vor. Darauf hat man gewartet! Und manchmal hat Zeit auch was für sich, denn Nattyflo wirkt eine Spur gereifter auf dem Album ... und verliebt! Durch alle Songs zieht sich ein positives Gefühl, selbst dann wenn er bei "Worte Wie Feuer" den Zeigefinger gegen Machtmissbrauch & Brutalkapitalismus erhebt und die Missstände in Argentinien detailliert beschreibt. Das klingt ganz nach Weltverbesserung, kommt aber ohne den Betroffenheitsgestus der 80er Jahre daher. Ganz wunderbar relaxt wird's bei "Strandleben": Nattyflos Pendant zu "Tag Am Meer" der Fantastischen Vier. Überhaupt gefällt mir Nattyflo immer dann am besten, wenn die Riddims und die Gesamtstimmung ruhiger sind. So kann mich "Charme Gewinnt" auf einem etwas artifiziell daherkommenden Dancehall-Riddim nicht umhauen. "So Vergeht Die Zeit", "Mein Weg" und alle anderen Tunes auf One Drop-Roots-Riddims, die das Album dominieren, haben viel mehr Klasse. Die Riddims stammen im Übrigen von Teka (wen wundert's), Ganjaman, Stonerock, Calibud, Beatschmieda und anderen. Na klar darf Sam Gilly auch nicht fehlen, da es kaum jemanden gibt, der in Europa so satte Sounds vorlegt! Kommen wir also zum Fazit: Ich halte mal den Daumen in die Höhe, überhöre dabei die paar minimalen Schwächen und lege euch das Album ans Herz. Wer anspruchsvollen deutschsprachigen Reggae hören will, der wird hier gut bedient.

Karsten Frehe

www.nattyflo.de


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