Beenie Man

Best of../ Collectors edition

(VP Records / Fotofon)

Gerade mal 8 Jahre war Moses Davis alt als er seine erste Single aufnahm. Moses, als Kind „beenie“ (Patois für „klein“) genannt, sollte sich in den darauffolgenden Jahrzehnten zu einem der erfolgreichsten Dancehall-Deejays entwickeln. Gerade in der zweiten Hälfte der 90er gelang Beenie Man ein Hit nach dem anderen, und er avancierte zu einem Superstar, der es verstand, sowohl das jamaikanische als auch das internationale Publikum gleichermaßen zu bedienen. VP Records stellt nun 20 Titel zu einem „Best of“ zusammen und präsentiert seine großen internationalen Erfolge, wie z.B. „Tell me“, „Girls dem sugar“ und „Healing“ (feat. Lady Saw). Fehlen darf selbstverständlich auch nicht sein bisher größter Hit „Who am I?“. Bei der Collectors edition gibt es als Bonus-CD die „Ghetto Hits“. Ebenfalls 20 Titel, die Beenie Man in seiner Heimat zum „King of Dancehall“ gemacht haben und mich persönlich viel mehr beeindrucken als die vorher versammelten. Hervorragend hier gleich der erste Track „Hey“ oder die Kooperation mit Determine bei „Kette Drum“. Da hierzulande zunehmend der Dancehall entdeckt wird und sich ebenfalls ein deutschsprachiger Zweig herausbildet (z.B. Seeed, D-Flame oder der alte Hase Ragga Fränkie), kommt die Collectors Edition gerade richtig, dokumentiert sie doch den Facettenreichtum des Jamaikaners in sehr eindringlicher Weise. Die vorliegenden CD’s seien nicht nur den Reggae- und Dancehall-Fans sondern auch den hoffentlich  neugierig gewordenen HipHoppern empfohlen. Nachahmung erwünscht!

karsten

 

The Vision

„Namas Te“

(Fünfundvierzig / Indigo)

 

Mittlerweile schon einige Jahre alt, doch nach wie vor als Perle deutscher Reggae- und Dubmusik zu empfehlen ist „Namas Te“ von The Vision aus Hannover. Das Album erschien 1996 nach den ebenfalls wunderbaren Alben „Mental Healing“ und „Instrumental Healing“ (beide 1994). „You are listening to the record ‘Namas Te’, dedicated to all great Reggae- and Dub-Artists”, begrüßt die Stimme von Miss D. am Anfang des ersten Stücks den/die Zuhörer/in und gibt damit die musikalische Richtung der nun folgenden 10 Titel vor. Stil- und Formbewusstsein, souveräner Umgang mit dem musikalischen Material und eine Portion Soul machen diese Platte zu einem kleinen Meisterwerk. Die Songs auf dem siebten Album der Hannoveraner bewegen sich gekonnt zwischen Roots- und Dubrhythmen und bestechen durch ihre klangliche Ausgewogenheit. Exzentrisch und mit Effekten überladen wirkt die Platte dabei nie. Vielmehr breitet sich ein atmosphärischer, ja vielleicht auch psychedelischer Klangteppich aus, in den der ruhige und sehr melodiöse Gesang von Miss D. sowie raffinierte Experimente geschickt eingewoben werden. ‚Namas Te’ gehört zu den Platten, die zeigen, wohin sich Rootsreggae entwickeln kann, ohne dabei ständig die ausgelutschten Klischees von „one love, one people“ u.ä. breitzutreten.

 

karsten

 

Little Roy

“More from a Little”

(Lion Inc. / Fotofon)

“Tribal war” und „Prophecy“ waren  in den frühen 70er Jahren erste größere Erfolge von Earl Lowe alias Little Roy. Bereits hier machte Little Roy seine Anhängerschaft zur Rasta-Philosopjie mehr als deutlich. Mit „More from a Little“, aufgenommen in den Lion Studios in Brixton, präsentiert er etwa 30 Jahre nach seinem Karrierestart erneut ein klassisches Rootsreggae-Album und unterstreicht, dass er zu den Größen des Genres zählt. Neben dem Titeltrack sind vor allem „Soldier“, „Watch your back“ (mit Toasting von Joseph Cotton!) sowie das effektvolle „False Teachers“ (incl. einer angehängten Dub-Version) hervorzuheben – allesamt solide produzierte Rootsperlen. Ebenso wurde die alte Single „Prophecy“ neu eingespielt. Neben Ronnie Lion befindet sich auch Adrian Sherwood unter den verantwortlichen Produzenten!

Die ursprünglichen Versionen von "Tribal War" und "Prophecy" sind auf dem Album "Tafari Earth Uprising" (Pressure Sounds) zu finden!

karsten

Half Pint

„Recollection“

Renate / Community / Indigo

Wann kommt es schon mal vor, dass Reggaetitel von Bands oder Künstlern aus dem Bereich der Rockmusik gecovert werden – und dann auch noch von so großen Namen wie den Rolling Stones? Aus Half Pints Song „Winsome“ machten sie ihr „Too rude“ (LP „Dirty Work“ von 1986). Auf „Recollection“ werden nun zum Teil schwer zugängliche Titel dieses Künstlers zusammengestellt. Neben Barrington Levi, Frankie Paul, Cocoa Tea u.a. war Half Pint Anfang bis Mitte der 80er einer der Großen der jamaikanischen Dancehall. Allesamt produzierten sie wunderbare Melodien über ausgereiften Arrangements. Geprägt war diese Musik von großer Vitalität, sehr gut tanzbaren Rhythmen, tiefen Bässen und ersten, noch zaghaft eingesetzten synthetischen Klängen. Gleich der Opener „Tell me“ verdeutlicht die Qualitäten des Dancehall sehr eindrucksvoll – einer Musik, die dem Namen entsprechend für die Tanzflächen produziert wurde und deren Inhalte in der Regel weit weniger sozial, politisch oder geschichtlich waren als noch zu Zeiten Bob Marleys. Produziert wurde Half Pint u.a. von Prince Jammy, der 1985 mit seinem Sleng-Teng-Rhythmus dem computerisierten Reggae in der Dancehall den Weg geebnet hat - einen Trend, dem Half Pint nicht gefolgt ist.

karsten