Sizzla
"Soul Deep"
(Greensleeves/Rough Trade - 2005)
Er schon wieder
– Jamaikas jüngster Superstar mit atemberaubendem Produktionsoutput,
schon wieder mit einem neuen Album auf Greensleeves. Allerdings ist
er schon wieder einen Schritt weiter als man erwarten würde. Schon
ein Blick auf Titel („Soul Deep“) und Cover (der Meister vor schlieriger
Psychedelia) signalisiert Veränderung: Sizzla kommt uns diesmal
soulful. Ein Trend, der sich allerdings schon beim letzten Album mit
einzelnen Songs mit akustischen Gitarren abzeichnete, die mich seinerzeit
an Lauryn Hills Soloalbum erinnerten. Diese Richtung zieht Sizzla jetzt
fast konsequent durch, allerdings gesellen sich zu den Gitarren immer
wieder elektronische Arrangements, die aber immer ein gutes Stück
von handelsüblichem Dancehall-Geballer entfernt bleiben. Genau
genommen ist hier auch nicht mehr viel Reggae im rhythmischen Sinn drin,
vielmehr eine abstrahierte, heruntergestrippte Dancehall-Variante, die
eben reichlich Soul atmet, fast immer laidback groovt und manchmal an
Germany’s own Patrice erinnert, wenn nicht gar an den klassischen Bill
Withers inna Dancehall-Style. Stimmlich schafft Sizzla diesen Balanceakt
mit viel Falsett-Gesang problemlos, Mister „Conscious Dancehall“ eben,
radikaler Bobo Dread, nach wie vor auf Mission, seine spirituelle Botschaft
als Rasta-Sing-Jay unter die Leute zu bringen. Produziert hat Sizzla
gemeinsam mit Donovan „Vendetta“ Bennett, bei einem Song gastieren Morgan
Heritage.
Joe Whirlypop