Mad Butcher Records:
Talco, Skaliners, Los Dingos

Nur eine der drei Bands, deren CDs ich heut in meinem Briefkasten fand, kannten wir schon - die Skaliners. Alle drei haben zwei Dinge gemeinsam. Sie machen Ska und sind im selben Jahr (2005) auf demselben Label - Mad Butcher Records. Dennoch könnten sie innerhalb dieser Musiksparte gar nicht verschiedener sein.
"Tutti Assolti" heißt das Album der italienischen Band Talco. Sie spielen schönen, teils schnellen Ska mit ein paar Punkeinflüssen. Ihre Musik ist extrem tanzbar und als größten Einfluss kann man eindeutig SKA-P benennen. Die sechs Musiker verstehen es, sowohl schnelle als auch langsame Songs mit nicht zu aufdringlichen Bläsern zu arrangieren. Auf den ersten Blick sieht man an Hand des Booklets, dass diese CD, welche mit 10 Liedern bestückt ist, politisch und speziell an die Initiatoren des Irak - Kriegs gerichtet ist.
Die Texte sind komplett auf italienisch. Man merkt jedoch, dass den Italienern daran gelegen ist, dass ihre Texte international verstanden werden, denn es gibt zu jedem Song eine englische Übersetzung. Wäre diese nicht gewesen, wäre dieses Review komplett positiv ausgefallen, denn musikalisch verstehen Talco zu gefallen...
Die Texte allerdings überzeugten uns überhaupt nicht, da durchweg Parolen und Schlagwörter im Bildzeitungsstil in den Raum geworfen werden, die von einem extremen Antiamerikanismus zeugen. Hier ein Textauszug aus dem ersten Song - "L'odore della morte" / "The smell of death": "The Yankee builds his own democracy / The wind of the West / Blows ever stronger / Among human remains / A cluster bomb." Vielleicht ist die Übersetzung einfach schlecht, jedenfalls wissen wir damit absolut nichts anzufangen. In dem Lied "Corri" / "Run" geht es um den Nahostkonflikt. Hier beziehen Talco eindeutig Stellung für die palästinensischen Selbstmordattentäter, ohne dabei die andere Seite der Medaille zu betrachten: "Streets of Gaza amid victims and ruins / The Zionist demon will never stop". Man kann also sagen: musikalisch sehr zu empfehlen, lyrisch aber mit Vorsicht zu genießen.

Die Spanier Los Dingos haben sich und ihre Musik ganz und gar dem traditionellen Jamaika Ska und Reggae verschrieben. Das erste "richtige" Album der jungen sechsköpfigen Band heißt "Dreams Of Glory" und schickt den Zuhörer auf eine mentale Reise an die Strände Jamaikas. Das Artwork leistet hier mit dem schönen Sonnenuntergang am Strand große Vorarbeit zur Einstimmung auf eine halbe Stunde locker flowigen 60s Ska mit jeder Menge Soul. Die Sängerin versteht es, ihre schöne Stimme gekonnt an den sehr bläserlastigen Sound anzuschmiegen, sodass das Ergebnis perfekt harmoniert. Leider ist das Booklet sehr minimalistisch angelegt und enthält keine Texte. Da diese wiederum auf Spanisch gesungen werden, können wir an dieser Stelle leider keine Aussage dazu machen, worüber sich Los Dingos so den Kopf zerbrechen. Das einzige nichtspanischsprachige Lied ist "The Harder They Come" von Jimmy Cliff. Dieses smoothe Cover ist - dafür, dass das Original schon genial ist - echt super gelungen. Unser Fazit: CD rein und die Sonne kommt raus!

Skaliners: "Steal the music" heißt das neue Album der 9 Damen und Herren aus Heidelberg. Den gleichen Namen trägt auch der Opener und Titelsong der CD, der uns ein wenig Sorgen bereitet... Adressat ist die "International Federation of the Phonographic Industry" (IFPI).
Im Intro wird erzählt, dass diese Interessengemeinschaft von Musikproduzenten einzelne Internetuser auf Grund von unerlaubtem Musikdownload verfolgt und belangt hat. Der Song selbst richtet sich gegen die IFPI und zentrale Aussage ist - wie im Titel schon zu erkennen: "Steal The Music". Sollen wir an dieser Stelle die Lieder dieser CD im Internet zum Download freigeben? Leider verstehen wir die Position der Skaliners nicht, da sie ja selbst am Schutz von Urheberrechten interessiert sein sollten. Vielleicht haben wir aber auch alles ganz falsch verstanden!?
Musikalisch werden hier auf jeden Fall Abwechslungsreichtum und schöne Bläsermelodien geboten. Die Refrains sind sehr eingängig und die Strophen bestechen durch kleine Bläsersoli und passende Breaks. Ein großes Manko ist in zu vielen Stücken die weinerliche Stimme des Sängers, die den betroffenen Songs die skaeigene Fröhlichkeit nimmt.
Insgesamt hätten wir uns allerdings von der neuen Skaliners mehr erwartet.

Ralf & Jenny

www.madbutcher.net

Record list www.irieites.de