Tiken
Jah Fakoly
"Coup De Gueule"
(Barclay/Universal - 2004)
Wem beim Genuss
der Livepräsenz dieses Mannes, etwa beim Summerjam in Köln
2003, oder beim Hören seiner Platte "Francafrique"
die Kinnlade sanft heruntergeglitten ist, der kann mit dem neuen Album
im Player in dieser entspannten Haltung verbleiben! Moussa Doumbia aka
Tiken Jah Fakoly hat wieder zugeschlagen - auch wenn das angesichts
der ruhigen Kraft, die von ihm ausgeht, zu hart formuliert klingt. Wieder
einmal nimmt uns der Sänger aus Elfenbeinküste, der mittlerweile
aus politischen Gründen in Mali lebt, mit auf eine Reise in den
afrikanisch geprägten Rootsreggae. Erneut hat er sich, wie auch
Alpha Blondy vorher, Unterstützung auf Jamaika geholt, wo das neue
Album von Tyrone Downie als Produzent mit Unterstützung von Sly
& Robbie mit satten Rootsrhythmen versorgt wurde. Allein schon diese
Namen bürgen für eine hohe Qualität. Zudem glänzt
das Album wie sein Vorgänger durch schöne Melodien, tolle
Backgroundvocals (man höre sich zum Beispiel das wunderbeare "Quitte
Le Pouvoir" an) und kritische Texte, die nicht nur den politischen
Machthabern in Afrika den Finger in die Wunde legen. Kein Wunder, dass
der Mann in seiner Heimat von der Obrigkeit nicht so gerne gesehen war.
Ganz anders beim Publikum, denn er avanciert zum neuen afrikanischen
Reggae-Superstar - und das verdient. Er schafft es spielend, dem jamaikanischen
Rootsreggae der oben genannten Herren einen angenehmen afrikanischen
Touch zu verleihen. Das gelingt ihm über dezent oder (auf zwei
Titeln) komplett eingesetzte Rhythmuselemente afrikanischer Herkunft
(wie z.B. bei "Démé") und durch Stilmerkmale
im Gesang. Tiken Jah Fakoly selbst verbleibt insgesamt in der Rootstradition,
die man vom schwarzen Kontinent her kennt. Modernere Anstriche verleihen
die Gäste, wie z.B. Didier Awadi (Senegal). "Coup De Gueule"
knüpft nahtlos an die Geschmeidigkeit und Kraft des Vorgängers
an. Schön gemacht und für Rootsfans sowie Leute aus der Worldbeat-Ecke
ein Muss!
Karsten Frehe
www.tikenjah.net