TOOTS
& THE MAYTALS
"TRUE
LOVE"
(V2/Rough Trade - 2004)
Die Masche scheint
gewinnträchtig: Mann nehme berühmte Musiker, die sonst nichts
miteinander zu tun haben, füge sie zusammen und hoffe, dass sowohl
die Fans des einen wie auch die des anderen zugreifen. Doppelte Zielgruppe,
doppelter Umsatz? Manchmal haut es hin, manchmal nicht, weil wirtschaftliche
Interessen musikalische überschatten.
Im Reggae bietet sich Toots für solche Projekte an, weil er schon
immer Blues, Gospel, Country, Funk und Rock in seine Arrangements einfließen
ließ. Auf "True Love" hat der Veteran seinen größten
Hits mit Willie Nelson, Eric Clapton, No Doubt, Bootsy Collins, Keith
Richards, Shaggy, Manu Chao und 13 weiteren Gästen neu aufgelegt.
Da schwant einem Übles, doch so schlimm kommt's gar nicht: Erstaunlich,
wie gut sich einige der Stars verkaufen, ohne dass die Songs allzu arg
leiden. Unfassbar etwa, wie Willie Nelsons Stimme sich trotz breitem
Ami-Slang den Vibes von Toots anpasst. Dagegen nervt es, wenn Jeff Beck
oder Ryan Adams zeigen müssen, dass sie Gitarre spielen können.
Manchmal muss die Mischung aus der Retorte halt scheitern. Das hält
sich aber in Grenzen. "True Love" ist wahres Big People's
Business: Das sauber produzierte Album zielt auf einen großen
Markt, fährt fett auf und wird Reggae-Puristen sicher abschrecken.
Doch Toots' Klassiker und seine Stimme verfügen über so viel
Soul, dass sie sich in den meisten Combinations durchsetzen. Live -
also ohne das prominente Beiwerk - spielt das eh keine Rolle: Der agile
Toots bleibt ein Meister der Bühne, wovon sich jeder am 1. Juni
in der Straßburger Laiterie oder am 21. Juni im Freiburger Jazzhaus
überzeugen kann.
Jürgen "Reggaedoctor"
Schickinger
www.v2records.com