Vulcans
"Star Trek"
(Trojan/Rough Trade - 2005)
"Classic 70's
Star Trek inspired Moog-Reggae rarity", heißt es auf dem
Aufkleber, der die Veröffentlichung ziert. Damit wird klar: hier
handelt es sich um ein Release, das der Kuriositäten-Ecke des Reggae
zuzuordnen ist. Zugleich wird deutlich, dass sicherlich nicht alle Reggaeheads
ihren Gefallen an dem Werk finden werden. Dennoch ist es interessant,
in den Wirrungen des Business herumzustochern, denn die Entwicklung
war schon immer vielfältig und mit Eigenartigem gespickt. Anfang
der 70er war die Welt von Krisen geschüttelt. Und was lag da näher,
als sich in den heimischen vier Wänden oder auch öffentlich
in den Bereich des "Easy Listening" zu flüchten. Diese
Entwicklung ging am Reggae auch nicht spurlos vorbei. Und dann kam noch
die technische Entwicklung hinzu sowie das Streben einiger Konstrukteure,
Musikinstrumente rein elektronischer Natur zu basteln. Der Moog-Synthesizer
war geboren. Und später sein Rivale, der ARP2600, der auf dieser
Veröffentlichung zum Einsatz kam (insofern liegt der eingangs erwähnte
Aufkleber da nicht so richtig). Der technisch-quietschige Sound des
Gerätes kam damals dem Nahe, was man als "spacig" bezeichnen
würde. Der Weg zu der damals wie heute beliebten "Star Trek"
Serie um Captain Kirk, Spock und Co. war daher nicht weit.
Auf Bestreben von Trojan wurde mit dem britischen Chalk Farm Studio
zusammengearbeitet. Dort saß Ken Elliott an den Tasten des ARP2600.
Ihm wurde aufgetragen, über nette Reggaebeats seine spacingen Exkursionen
zu legen - inspiriert von "Star Trek". Seine musikalische
Herkunft aus dem psychedelischen Bereich ist dabei bis heute deutlich
herauszuhören. Und so quietscht der Apparat über sattem Sound.
Das klingt unkonventionell, ist zunächst ganz interessant, nervt
aber auf die ganze Strecke irgendwann. Das Album "Star Trek"
(zuerst 1972 released) ist also nur in Häppchen zu genießen.
Neben dem Album der Vulcans, so nannte sich das Experiment, gibt es
auf der CD noch das Album "Interstellar Reggae Drive" von
Colonel Elliott & The Lunatics (1973) zu hören, hinter dem
ebenfalls das Chalk Farm Studio nebst Tastenmann steckte. Bei diesem
Album handelt es sich um ein Konzeptalbum, das den Weg des Raumschiffes
vom Start zur Landung vor Augen hatte. Musikalisch ist es genauso gelagert
wie das Album der Vulcans. Beide verkauften sich damals eher mäßig,
wurden jedoch im Zuge der Easy Listening-Wiederentdeckung Anfang der
90er zu heiß gesuchten Raritäten. Wie gesagt, zwei Kuriositäten
des Reggae!
Karsten Frehe