4. United Nations of Dub Weekender, Prestatyn, 8. – 10.4.16

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Nachdem LionI, Joka und Mats bereits vom 1. International Dub Gathering in Barcelona berichtet haben, darf ein Bericht vom schon etwas länger etablierten United Nations of Dub Weekender nicht fehlen, der in diesem Jahr im beschaulichen Prestatyn (Wales, UK) in die bereits vierte Runde ging.

Die Vorfreude war groß, der Weg von den zwei bisherigen Besuchen bereits ordentlich einstudiert und so kam ich denn also komplikationsfrei von Berlin über Liverpool nach Prestatyn und konnte bereits am Freitag Nachmittag eine kurze Runde im Pontin’s Freizeitpark drehen, der dem Festival wie in jedem Jahr eine Heimat bot.

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O.B.F. hatten schon aufgebaut, Ras Kayleb von Channel One wuchtete gerade mit Helfern die Speaker für das Channel One Soundsystem aufeinander, King Alpha und und die Iration Steppas sollten später folgen. Was für ein Setup der Soundsystem Arena schon am ersten Abend! Allein das schlurfen durch die leeren Hallen ließ mich an die verschwitzten und durchtanzten Nächte der Vorjahre denken!

Blackboard Jungle aus Frankreich stellten für die U.N.O.D.-Arena, dem zweitgrößten Floor, zwei ihrer sechs Stacks über die Dauer des gesamten Festivals zur Verfügung. Zwei weitere, kleinere Floors (Richi’s Rootz Arena und die Selector’s Arena) wurden jeweils mit einem Stack von Jambeater Sound bzw. Morrell Sound beschallt. Außerdem gab es noch einen Bereich in dem diverse 12V Soundsystems zum Tanze luden. Neben der Musik bot der UNOD-Weekender – hauptsächlich am Vormittag – noch einen Indoor-Pool mit Soundsystem, Interview-Sessions mit diversen Künstlern, Film-Screenings sowie Yoga-Stunden. Für mich persönlich alles viel zu früh, aber ein schönes, ergänzendes Angebot!

Tag 1

Grundsätzlich ist es ein Ding der Unmöglichkeit, bei einem Festival mit einem solchen Line-Up auch nur ansatzweise zu versuchen alles mitzunehmen. Daher habe ich mir bestimmte Eckpfeiler des Programms gesetzt (Reality Souljah, Dougie Conscious, Mad Professor) und habe ab und an mal auf allen anderen Floors reingeschnuppert. Traditionell lernt man auf den beiden kleineren Floors gern auch mal Newcomer oder einem unbekannte Sounds kennen, in meinem Fall hatte mich am ersten Abend Roots Youths aus London sehr überzeugt.

In der Sound System Arena hatten mich an diesem Abend primär King Alpha aus den Socken gehauen… rough and raw – derbe Selection!

Überrascht hatte mich an diesem Abend auch der Sound der Iration Steppas. Ohne Frage immer großes Entertainment, aber von der Klangqualität ihres Systems hatten sie mich bisher nicht ansatzweise überzeugen können – hier ist in diesem Jahr (zumindest subjektiv) eine enorme Verbesserung eingetreten und es hat deutlich mehr Spaß gemacht als die vergangenen Jahre. O.B.F. haben amtlich abgeliefert – wie üblich eher aus der brachialen, digitalen Schublade aber kraftvoll wie eh und je. Ihr System, welches ich hier zum ersten mal Live erleben durfte, konnte durchweg überzeugen.

Mein persönliches Highlight natürlich, wie könnte es anders sein, Channel One. Mikey Dread am Plattenspieler und Ras Kayleb am Mic, der warme Sound ihrer nicht zu verwechselnden Stacks, Roots & Culture auf ganz hohem Niveau. Ich war angekommen und tanzte beseelt – “Endlich wieder Hosenschlackern!” wie meine Begleitung treffend kommentierte.

Tag 2

Da am Freitag bereits gegen 4 schluss war, konnte ich recht zeitig wieder aufstehen und die Frühschicht in der U.N.O.D.-Arena mit Sinai Sound, Kindread Sound, Revelation Sound und Ballistic Rootical mitnehmen und mich schon etwas für den Abend warm tanzen. Das waren, wohlgemerkt, durchweg gute Sessions und sie haben einen Top-Einstieg in den Abend ermöglicht!

Später dann u.A. Dubkasm (tolles Set, wie üblich mit Digistep am Saxophon), Dub Dynasty, Keety Roots und ein Label Set von Partial Records.

Hauptattraktionen des zweiten Abends auf dem Main-Floor waren Aba Shanti-I, Chalice Sound und Jah Tubby’s. Zu Aba muss man im Grunde kein Wort verlieren, mitnehmen & genießen! Chalice Sound aus Frankreich haben einen soliden Job abgeliefert und klangen ausgezeichnet! So… und nun zu Jah Tubby’s: Ich hatte sie schon 2013 auf dem UNOD erlebt und hatte mich wirklich sehr gefreut sie noch einmal zu sehen. Das wurde leider überschattet durch einen für meinen Geschmack (und ja, das ist natürlich immer stark subjektiv) unerträglich lautes System an diesem Abend. Sich in Speakernähe aufzuhalten stand überhaupt nicht zur Debatte und auch auf der Mitte der Tanzfläche hatte mir die Lautstärke noch die Freude an der durchaus soliden Selection genommen. Schade!

Tag 3

Dritter Tag, wieder gemütliches aufwärmen mit King Simeon Sound, Jah Hamma, Roots Inspiration und Jah Station und anschließend ein Marathon: Indica Dubs, Suns of Dub, Vibronics,  Earl 16, Johnny Clarke, Blackboard Jungle mit Prince Jamo und Nish Wadada. Gerade dieses letzte Set auf der U.N.O.D-Arena war ein wirklich beindruckendes Feuerwerk an Gesangsqualität das einen einfach nur hat grinsen lassen.

Nach diesem tollen Abend standen dann als krönender Abschluss vier Stunden Jah Shaka an. Fairerweise muss man sagen, dass man manchen Tunes aus der Selection ihr Alter anhörte, steile Höhen, undefinierter Bass, klar: irgendwann ist die Platte durch. Aber du beschwerst dich ja im Museum auch nicht über den leicht muffigen Geruch. 6 Stacks, Bassgewitter von allen Seiten und ein nahezu transzendentaler Zustand machen das wett. Nuff said!

Randbemerkungen

Es war nicht nur mein persönlicher Eindruck: Der U.N.O.D.-Weekender 2016 war leerer als seine Vorgänger. Am Freitag erschreckte ich mich darüber noch, am Samstag und Sonntag war es besser. Hier spielen meines Erachtens folgende Aspekte eine Rolle

  • das zeitlich wirklich sehr nah stattfindende International Dub Gathering
  • nicht jeder will oder kann jedes Jahr auf ein solches Event fahren

Bezüglich des Dub Gatherings bin ich wirklich etwas irritiert: Wie kann man ein Festival mit einem ähnlich hochkarätigen Line-Up nur 2 Wochen vor dem Weekender veranstalten und damit sowohl dem eigenen Festival als auch dem UNOD die Besucher abgraben – das ist mir unverständlich. Für viele hieß das wohl “entweder … oder”. Wirklich eine Schande. Ich würde mir hier für’s nächste Jahr eine deutliche bessere Koordination der Veranstalter wünschen.

Die Zukunft des Weekenders

Der Weekender wird wohl im nächsten Jahr stattfinden, sehr wahrscheinlich aber nicht mehr in Prestatyn. Hierzu zitiere ich direkt das Fazit der Veranstalter:

The run up to this edition of U.N.O.D was one of the most challenging yet, both emotionally and financially but once the music started and the people started to arrive those stresses were distant memories.

U.N.O.D 2016 had so many positives it was amazing for us as the organisers.

Musically the quality played at the event was amazing; the artists really raised the bar this year and showcased their works to perfection, soundsystem wise all the crews were next level; sounded heavy but clear & warm, musical selection was unparalleled and the dedication in some cases travelling 100’s of miles across Europe and the UK is truly humbling… this goes for the artists too, some of whom travelled 1000’s of miles to represent.

If it wasn’t for the people that dedicate their time, effort and love to help out both in the run up to and during the event there would not be a festival or if there was it would not be anywhere close to the current vibe… we owe you all so much gratitude… you know who you all are!!

To the people that literally came from all over the world to support the vibe with us in the small Welsh seaside town of Prestatyn… Massive respect goes out to you all, hope you travelled safely and wherever you may be now have taken positive memories away from the event… you are the heartbeat of this culture.

A big shout out to Pontins, for providing the venue for us to facilitate our dreams. As ever your staff were fully on point and always helpful and polite.

As for the future of U.N.O.D, there was a lot of talk about this being the last ever event… We can 100% confirm that there will be both another U.N.O.D Reunion in October / November and there will also be a 2017 U.N.O.D Weekender; just maybe not in Prestatyn… keep an eye on the websitewww.UNODweekender.com or subscribe to our mailing list to be kept updated.

Again, massive respect to EVERYONE that was at the event.

Much Love.

Ant (Felis) & I-Mitri

Wir sehen uns beim UNOD 2017 – ich freu’ mich drauf!

Cheers
Thomas Dalichow

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