Tetra Hydro K
“Labotomie”
(ODG Productions – 2016)
Die Dubszene in Frankreich ist bewundernswert lebhaft – da wiederhole ich mich immer wieder gerne. Mir ist kein anderes Land bekannt, wo es so viele Artists und Projekte gibt, die dermaßen verspielt und kreativ an das Genre herantreten, wie dort. Anstatt lediglich altbekannten und bewährten Wegen zu folgen, wird hier auch mal etwas gewagt. Das gelingt nicht immer, erzeugt aber Dynamik.
Auch Tetra Hydro K, das gemeinsame Projekt von Kanay und Krilong, zählt zu dieser quirligen Szene. Vom Sound her hüpfen mir sofort Vergleiche zu Dubamix in den Kopf. Ähnlich technoid und wild geht es hier zur Sache. Man höre z.B. in den elektrisierenden Track “B Is The Key”, eine Kooperation mit Saddji aus Grenoble, intensiv rein: Dubstepper meets Clubsounds und diverse exotische Klänge. Da geht auf jeden Fall mächtig die Post ab!
Überhaupt scheint den beiden Franzosen viel daran zu liegen, die Tanzhallen zum Glühen zu bringen. Mal atmosphärisch etwas leichter, wie beim eben erwähnten Track, dann mal eine Spur düsterer in Sachen Bass, wie z.B. bei “Karnage” oder “Grand Hotel Sub Bass”. Doch immer steppt der Bär in Richtung Ekstase. Ganz weit oben steht in dieser Richtung auch “Exode”, die Kooperation mit den Kollegen von Panda Dub, garniert mit einer fein gespielten Geige.
Interessant ist auch die Zusammenarbeit von Tetra Hydro K mit der Sängerin Sama Renuka. Hier geht es musikalisch ebenfalls klar in Richtung Steppers. Viel wilder wird es bei “Nampoux” und “K’n Bass”, da hier mit Drum & Bass-Elementen einen Gang höher geschaltet wird.
Manchmal stampft es für meinen Geschmack etwas zu mächtig, wie etwa bei “Kamasutra” oder “Grand Hotel Sub Bass”, doch unterm Strich liegt mit “Labotomie” ein weiterer, verspielter Beleg für eine äußerst vitale Szene in der europäischen Nachbarschaft vor.
Das Album gibt es für umsonst bei ODG Productions. Demnächst soll auch eine Vinylausgabe erscheinen. Spannend, würde man doch von der Reihenfolge her das Ganze umgekehrt erwarten.
Karsten Frehe
Also bezüglich der Vielseitigkeit der Szene kann ich dir nur beipflichten, man verliert echt regelmäßig den Überblick!
Mir geht das Album insgesamt etwas zu sehr kreuz und quer, obwohl diverse Tracks für sich genommen gut und spannend sind. Nur das Gefühl eines kohärenten Albums mag halt nicht so recht aufkommen – muss ja aber vielleicht auch gar nicht 🙂
Meine Favoriten:
* Playmobil Knight, besonders das erste Drittel
* Exode
* Kamasutra
Ich glaube nicht, dass es hier um die Idee eines “kohärenten Albums” geht. Es ist vielmehr viel Spielerei im Spiel. Aber genau das mag ich an der französischen Szene. In diesem und vielen vergleichbaren Fällen wird nicht einfach nur mal ein weiteres Steppers-Album rausgehauen (wie recht oft im UK), sondern gefrickelt, Spaß gehabt… Da muss dann untern Strich gar nicht die Dub-Welt revolutioniert oder jeder Track tiptop werden. Dennoch wird auch hier die Reibung an Grenzen gesucht, und das macht für mich einen wesentlichen Kern von DUB aus. Alles andere läuft Gefahr, sich zwar mitunter auf hohem Niveau, aber dennoch auf allzu bequemen, weil funktionierenden Pfaden totzulaufen.