Junjo Presents: Big Showdown (Greensleeves/VP)

Junjo Big Showndown

Junjo Presents: Big Showdown
(Greensleeves/VP – 1980/2016)

Ende der 80er Jahre habe ich mir die CD von Scientist vs. Prince Jammy “Big Showdown” in einem CD-Verleih (ja, so etwas gab es tatsächlich mal!) in Kassel interessiert gekauft. Es war eines meiner ersten, reinen Dubalben in der Sammlung. Neugierig auf das Genre habe ich damals Dub in dieser sehr rauen, rudimentären Form allerdings nur bedingt begriffen. Die versammelten Dubversionen waren für mein Verständnis schlicht zu sparsam gebaut und auf Dauer hatte ich das Gefühl, mich beim Hören zu langweilen. Erst viel später erfuhr ich den Charme, der in der Dekonstruktion bzw. Reduktion liegt. Und gerade in dieser Hinsicht war “Big Showdown” bahnbrechend. Eigentlich kein Wunder, denn mit den Roots Radics war die zu der Zeit wohl versierteste Band am Start. Zudem dürfte auch über die Qualitäten von Scientist, denn der hat hier alleine gewerkelt, als Dubmixer kein Zweifel bestehen.

Jetzt wird das Album von 1980 mit leicht verändertem Cover neu aufgelegt und um eine Bonus-CD mit den Originaltunes hinter den Dubs erweitert angeboten. Greensleeves hat sich hier mächtig ins Zeug gelegt und gleich eine ganze Reihe von Dubperlen in dieser Form wiederveröffentlicht. So z.B. “Junjo Presents: Wins The Worldcup” mit ähnlich guten Tracks. Der Clou bei diesem Release: man kann sowohl die Techniken und Sounds des Dubmasterminds unmittelbar heraushören. Zudem ist das Ausgangsmaterial für die Dubs auf CD Nummer 2 versammelt, so dass hier ein Parallelhören möglich ist. Betreibt man diese Vergleiche ausgiebig, so könnte man das Album (und alle weiteren, aktuellen Releases der Scientist-Reihe) auch als “School of Dub” begreifen.

Die Dubversionen werden, wie es der Titel schon nahelegt, so präsentiert, als seien sie ein Showdown im Boxring…. bis Runde 10. Keiner der Dubs geht dabei zu Boden, denn das Niveau ist gleichbleibend hoch. Mal mit verstreuten Gesangsschnipseln, mal ganz ohne wird hier mit viel Gespür für Echo, Hall und Reduktion an den Reglern gespielt. Hammer! Gerade die sehr rauen Spuren der Roots Radics scheinen offenhörbar eine verdammt gute Basis für Dub abgegeben zu haben.

Die Bonus-CD bietet eine ganze Reihe von erstklassigen Rootsreggae-Nummern. Barrington Levy, einer der ganz großen Namen der Zeit, ist mit gleich 10 Tracks vertreten. Als sehr fein sind hier “Look Youthman” (auf der ersten CD als “Round 2” gedubbt), “Bounty Hunter” und “Bend Your Back” hervorzuheben. Zweimal ist Clint Eastwood und einmal Jah Thomas mit Deejaying zu hören. Und immer spielt Dub schon bei den “Originalen” eine große, wenn auch dezentere Rolle als auf CD 1. Tipp!

Karsten Frehe

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.