Psychedelic Orchestra “Microcosmic” (Squinty Bass)

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Psychedelic Orchestra
“Microcosmic” – Digital, Vinyl im Dezember 2016 (Label noch unbekannt)
(Squinty Bass – 2016)

Die Berliner Band Psychedelic Orchestra ist mir zum ersten Mal Anfang 2015 als Vorband für Brain Damage aufgefallen, doch umtriebig sind sie bereits deutlich länger. Sie einzuordnen fällt gar nicht so leicht, denn ihre Musik ist Dub, ist Rock und manchmal auch Dubstep und hat oft einen sehr – Überraschung! – psychedelischen Einschlag. Das lässt sich irgendwo zwischen Ez3kiel, High Tone und Braintheft verorten und bläst frischen Wind durch verstaubte Gehörgänge!

Vom 2013er Debütalbum “Psychedelic Orchestra”, das musikalisch schon den experimentierfreudigen Charakter der Band dokumentierte aber noch einige Ecken und Kanten aufwies, zur 2014 erschienenen “Space Fever EP” war schon eine bemerkenswerte Entwicklung hörbar. Das wirkte deutlich fokussierter und detaillierter und ließ gleichzeitig nichts von ihrer Virtuosität und erfreulichen Zwanglosigkeit vermissen.

Der nun vorliegende Release “Microcosmic” setzt genau diese Entwicklung gekonnt fort. Der erste Track, “Apollo 17”, beginnt ruhig, zieht dann aber das Tempo kontinuierlich an und versprüht gerade gegen Ende eine Lebendigkeit, die man sonst vielleicht von Konzertmitschnitten kennt. Hier wurde sie wunderbar auf Platte gebannt.

Musste ich beim ersten Track ganz klar an High Tone denken, so ist es beim zweiten Track “Let Us All Unite” (Charlie Chaplin Zitat aus der unendlich zeitlosen Barber’s Speech aus dem Film “The Great Dictator”) definitv Braintheft, nein eine Mischung aus beidem, nein Psychedelic Orchestra! Ihr ganz eigener Sound der musikalisch hörbar zitiert, aber dort eben nicht stehenbleibt. “Chaplin’s Dub” bedient sich erneut der oben genannten Rede und kommt gar etwas jazzig daher, bleibt andererseits aber auch klar im Dub beheimatet.

Beim letzten Track “Bittersweet” musste ich zunächst schauen, ob Soundcloud bereits eine neue Playlist geladen hatte. Ich hätte Stein und Bein schwören können, dass dort Hannah Reid von London Grammar singt. Nein, Sängerin Phia ist es und hat mich in ihren Bann gezogen. Toll!

Gemixt und gemastert hat hier ein alter Bekannter: Aldubb. Das hört man stellenweise und verleiht dem Ganzen den letzten Schliff.

Die EP ist aktuell nur digital bei Squinty Bass zu bekommen, wird aber vorraussichtlich im Dezember 2016 auf Vinyl erscheinen. Meine Empfehlung: kurz reinhören, dann zugreifen!

Thomas Dalichow

 

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