Oté Maloya – The Birth Of Electric Maloya On Réunion Island 1975-1986 (Strut)

Oté Maloya
The Birth Of Electric Maloya On Réunion Island 1975-1986
(Strut – 2017)

Mit der Sklaverei wurden die Klänge und Traditionen Afrikas und anderer Regionen in die Welt hinaus getragen. Ein wahrhaft trauriges Kapitel der Menschheit hat so in vielen Teilen der Welt die Musik starkt beeinflusst. Auf Réunion, einer französichen Kolonie, schufteten Sklaven aus Madagaskar, Ostafrika und Indien auf den Zuckerrohr- und Bourbon-Vanille-Plantagen. Bis in die Mitte des 19 Jahrhunderts hieß die Insel daher u.a. Île Bourbon. Während der schweren Arbeit haben die Sklaven oft ihre traditionellen Lieder gesungen. Im Laufe der Zeit vermischten sich die Einflüsse aus den verschiedenen Herkunftsregionen mit europäischen Stilen (Polka, Quadrille) und Maloya, damals noch “Séga” genannt, entstand. Einige dieser Lieder erschienen in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts auf Schellack-Platten, nachdem Maloya zuvor als Folklore mehr und mehr anerkannt wurde.

Nachdem die Musik in den 60er Jahren u.a. auch als Protestmusik genutzt wurde, machte sich ab 1975 eine illustre Musikerschar daran, zu den tradtionellen afrikanischen und indischen Musikinstrumenten auch westliche Sounds hinzuzufügen. Eine Fusion, die man auch sehr prominent in Afrika finden kann. Und so entstanden auf der kleinen Insel im Indischen Ozean, die als französisches Überseedépartement zu Europa gehört, sehr meditative Verbindungen aus alten Klängen und damals neuen Einflüssen. Dokumentiert wird diese Zeit auf der nun bei Strut erschienenen Compilation.

Ein wenig Jazz und Blues sind herauszuhören. Zudem tauchen psychedelische Klänge auf (z.B. bei Hervé Imares “Mêle-Mêle Pas Toué P’tit Pierre” oder “Se Pi Bodie” von Ti Fock). Alles allerdings zumeist sehr reduziert. Gesungen wird auf Réunion-Kreolisch, eine Sprache, die sich aus dem Französischen entwickelt hat. “Oté Maloya” ist eine interessante Zeitreise in die Vergangenheit, die aufzeigt, wie aus Klängen, die ursprünglich unter extrem unmenschlichen Zuständen entstanden sind, im Laufe der Jahrzehnte schillernde Fusions-Blüten wurden. Ganz wunderbar nachzuhören bei “Oté Maloya”, dem Titeltrack, von Carrousel aus dem Jahr 1982. Das Album gibt es auf CD, LP und als digitalen Download, u.a. bei Bandcamp.

Karsten Frehe

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.