Rudolstadt-Festival, 6 – 9.7.17

Zum ersten Mal berichten wir von diesem großartigen Festival. Das Rudolstadt-Festival in Thüringen, zuvor TFF (Tanz und Folk-Fest), wurde in seinen Ursprüngen erstmals 1955 als „Fest des deutschen Volkstanzes“ in Rudolstadt ausgerichtet.

Gleich nach der Wende fand das erste Festival unter dem Namen TFF statt, nun mit dem Fokus auf alternative Folk Musik. Das Festival steht heutzutage nach seiner erneuten Umbenennung in „Rudolstadt-Festival“ unter dem Motto “Roots – Folk – Weltmusik”.

Die Jahrzehnte der Organisationserfahrung merkt man dem Rudolstadt-Festival deutlich an. Obgleich es Deutschlands größtes Weltmusikfestival und mit in diesem Jahr sage und schreibe 100.000 Besuchern womöglich größtes Festival überhaupt ist, herrscht in der ganzen Stadt eine entspannte, friedliche Stimmung. Die vielen in der bewohnten historischen Altstadt sowie dem angrenzenden Heine-Park verstreuten Bühnen, Veranstaltungsorte und gefühlt unzähligen Straßenmusiker aus aller Welt geben dem Festival ein einzigartiges Flair.

Es mag am G20 Gipfel in Hamburg gelegen haben, dass mir an diesem Wochenende nur zwei Polizisten über den Weg liefen, dennoch scheint ein Polizeiaufgebot oder übermäßig starke Securitykontrollen hier, trotz der enormen Besucherzahl, absolut überflüssig.

Die friedliche, freundliche Stimmung unter den Gästen jeden Alters, die grandiose Organisation, die überaus freundlichen Securities, die wenigen Absperrungen und das Achten der Besucher aufeinander, was Lärm auf den Campingplätzen etc. angeht und nicht zuletzt das riesige Angebot an unterschiedlichsten Musikrichtungen in einer wunderschönen Kulisse, machen dieses Festival zu einem wirklich aussergewöhnlichen Erlebnis.

Lässt man sich, ohne einen Blick in das wirklich gut gestaltete Programmheft oder die stets aktuelle App des Festivals, einfach durch die Stadt treiben, sieht man beispielsweise auf der einen Bühne in einem schattigen Hof einen Musiker von den Kap Verden, gleich um die Ecke steht ein Dudelsackspieler, am Ende der nächsten Gasse eine französische Swing Band, auf dem Marktplatz eine osteuropäische Tanzgruppe, im Park-Festzelt eine schottische Band, auf der gegenüberliegenden Bühne eine Band aus Mali.

Abends spielen an den selben Stellen brasilianische Rapper, israelische Musiker wie Asaf Avidan, Sängerin Amy MacDonald, Toots & The Maytals, eine Afrobeat Gruppe aus Trinidad, ein Singer/Songwriter sitzt mit seiner Gitarre umringt von Zuhörern am Fluss, eine algerische Band baut grade ihre Instrumente zum Soundcheck auf und das Festzelt brodelt dank einer keltischen Folkband.

Vor der sommerlichen Hitze des Tages kann man sich in die schattigen Auen des Heine-Parks oder am besten direkt in die an Camp und Heinepark vorbeifliessende Saale retten. Auch die Altstadt bietet mit ihren Gassen, Cafes, Ständen und kleinen Parks selbst bei sängender Hitze wunderbare Plätze zum verweilen. Für Kinder gibt es am Heine-Park ein riesiges Angebot an Aktivitäten, inklusive eines Bau-Spielplatzes. Dazu überall verschiedenste, großartige Musik.

Eins der wohl markantesten Merkmale des Rudolstadt-Festivals ist das Programm. Es sind sehr wenige Namen die man schon einmal gehört hat. Das Programm benötigt gar keine großen Headliner, die die Massen anziehen, wie es bei anderen Festivals der Fall ist. Hier steht eindeutig die Qualität der Musik im Mittelpunkt. Für die Besucher eine absolute Bereicherung! So lernt man viele neue Bands und vielleicht ja sogar Musikrichtungen kennen, denen man sonst vermutlich nicht begegnet wäre.

Rudolstadt – Ein überaus sympathisches, extrem familienfreundliches und abwechslungsreiches Festival.

Text: Jonas Schaul, Fotos: Moritz Schaul

About Jonas Schaul

Long time member of the Irie Ites-Crew, filmmaker (Kingston Crossroads) and music lover of different styles.