Ras Michael & The Sons Of Negus “None A Jah Jah Children” (Greensleeves)

Ras Michael & The Sons Of Negus
“None A Jah Jah Children”
(Greensleeves – 2017)

Das Nyahbinghi Drumming geht auf ein spirituelles Ritual in Ostafrika zurück, mit dem der Widerstand gegen die Kolonialmächte unterstützt wurde. Sucht man im Internet nach Informationen zur Geschichte, so taucht schnell der Name Muhumusa auf. Sie war den Berichten nach eine starke Frau, besessen von dem Geist einer afrikanischen Gottheit namens Nyahbinghi. Die Rituale wurden Mitte des 19. bis weit in das 20. Jahrhundert in Uganda und Ruanda praktiziert. Muhumusas Kampf galt den deutschen Besatzern. 1913 wurde sie von den Briten ins Gefängnis gebracht wo sie 1945 starb. Wie so viele afrikanische Traditionen und Rituale wurde auch das Nyahbinghi Drumming von den Sklaven nach Jamaika gebracht. Später griffen es die Rastafari auf und integrierten es in ihre Weltanschauung und musikalische Praxis – ebenfalls als Ritual. Allerdings dominieren hier die Männer das Geschehen im Gegensatz zu den afrikanischen Anfängen, wo es, glaubt man den Quellen im Netz, hauptsächlich Frauen waren, die an den Trommeln saßen.

Bei Greensleeves erscheinen nun die Alben “Rastafari” (1975) und “Kibir-Am-Lak” (1978) nebst fünf weiteren Titeln auf “None A Jah Jah Children” erneut und bieten die remasterte Gelegenheit, eine akustische Exkursion in die Tradition des Nyahbinghi Drummings auf Jamaika zu machen. Ras Michael & The Sons Of Negus waren hier federführend unterwegs. Ihre Drumming Sessions in Trenchtown waren gut besucht und zogen auch diverse andere Künstler in ihren Bann. Mit der Unterstützung von Größen wie Peter Tosh, Earl “Chinna” Smith, Glen DaCosta, Tommy McCook und Robbie Shakespeare sowie Ras Michaels Gruppe Sons Of Negus und deren verschiedenen Trommeln (1te, 2te, 3te Funde, Akete Bass Drum, Repeater, Bass Funde, Trap Drums) entstanden die vorliegenden Aufnahmen für den Produzenten Tommy Cowan bei Dynamic Sound und in den Joe Gibbs Studios. Das Drumming wird dabei mit vielen anderen Istrumenten ergänzt. So spielte etwa Robbie Shakespeare den Bass, Peter Tosh neben Earl “Chinna” Smith die Gitarre, David Madden die Trompete etc.. Auch die musikalischen Anleihen gehen mitunter über das Chanten hinaus. So adaptiert “In Zion” etwa “On Broadway” von George Benson. Wer es traditioneller mag, sollte bei den Rastafari Elders vorbeihören.

Zugegeben, Ras Michael war schon damals nicht gerade der versierteste Sänger. Trotzdem ist die hier zu hörende Verbindung von Tradition und damaliger Moderne bis heute interessant. Deutlich wird vor allem die Wechselwirkung zwischen Nyahbinghi Drumming und Reggae, die bis heute immer wieder zu hören ist.

Karsten Frehe

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.