Hard Breaka im Interview – Each one teach one!

Introducing: Hard Breaka

Zeit für was Neues! In unserer Reihe “Introducing…” stellen wir euch Künstler vor, die den ganz großen Durchbruch noch nicht geschafft, aber das Potential zum Publikumsliebling haben. Heute ist der gambianische Sänger Mahmud dran, aka…

Hard Breaka! Im Namen des höchsten Gottes, dem Erschaffer des Himmels, des Mondes und der Sterne, der alles möglich macht. Ich bin Hard Breaka, das heißt ich zerstöre um zu reinigen. Der Name kam eines Tages zu mir, ich möchte damit ausdrücken, dass ich Hindernisse zerbreche, um Erfolg zu haben.

Erzähl uns doch kurz, wo du herkommst und was dich zur Musik gebracht hat.

Es war eine lange Reise. Ich komme aus Westafrika, aus dem Norden Gambias, aus einer Stadt namens Farafenni. Dort fing ich an mit der Musik, ich fing an zu singen als ich vielleicht 16 oder 17 war. Die Kultur, in der ich aufwuchs, ist voll von Musik. Nicht nur Reggae, vor allem die Geschichte Afrikas, die Trommeln, verschiedene Instrumente… Ich war auf jeden Fall inspiriert durch Bob Marley und andere Größen der Reggae-Musik. In meiner Nachbarschaft, meine Onkel und meine Brüder hörten Reggae, fast überall in Gambia gibt es Leute, die Reggae hören. Es ist auf jeden Fall eine der beliebtesten Musikrichtungen dort.

Was hat dich nach Deutschland verschlagen?

Meine Frau! Wir haben in Gambia geheiratet und dann bin ich vor knapp zwei Jahren hergekommen. Ich habe ja in Gambia schon Musik gemacht, und deshalb habe ich mich entschlossen, hier damit weiterzumachen. Ich wollte etwas tun, das ich liebe! Also habe ich mich darauf konzentriert, was ich schon in Gambia gemacht habe, und versuche das jetzt auf einer professionelleren Schiene zu machen. Ich will positive Musik liefern, ich habe eine Idee und ich glaub an “each one teach one”, wie sie sagen, eine Hand wäscht die andere, also will ich den positiven Vibe dezentralisieren in der Gemeinschaft. Wir brauchen das in der Gesellschaft!

Wann hast du begonnen, an dem Album zu arbeiten?

Die Entscheidung stand schon lange fest, ich habe das schon lange in mir. Musik ist eine schwere Straße, aber sie sagen “the road is not for the swift”, nur die Starken werden diese Reise überleben, also habe ich mich entschieden, diesen Weg zu gehen. Ich sehe es als eine Pflicht an, ich muss überleben. Also habe ich mit meiner Frau darüber gesprochen und sie hat die Idee unterstützt. Wir haben uns entschieden, ein Album zu produzieren, und wir haben zu Labels Kontakt aufgenommen. Eins davon, New Arts Record, haben sich mit uns hingesetzt und dann habe ich auf einem Festival in Bremen weitere Künstler kennen gelernt, die Gebrüder Tiefenrausch heißen. Sie haben mich unterstützt, haben mir gesagt, ich kann in ihr Studio kommen. Das hat mich motiviert und wir hatten dort einige schöne Sessions. Wir haben dann angefangen, am Album zu arbeiten, und es hat insgesamt ca. 6 Wochen gedauert, alles aufzunehmen. Ich hatte die Lyrics schon fertig, aber ich brauchte noch ein paar gute Riddims dazu. Sie haben das beigesteuert und wir haben es so gemacht. Stylo Sasch hat 7 Riddims produziert, “In The Streets” wurde von Nile Music produziert, es ist ein gambianisches Label in der Schweiz. Der Titelsong “Revolution” wurde von Lea Roma produziert.

Was die Texte betrifft, scheint das Album sehr spirituell zu sein. Wie du eben schon erwähnt hast, heißt es “Revolution”, kannst du dazu was sagen?

Ich glaube, dass eine Revolution die einzige Lösung ist, die jungen Leute in die richtige Richtung zu bringen. Wenn du dir die Welt anschaust, was da passiert… die Herzen müssen gereinigt werden, und ich glaube, das kann durch Musik geschehen, wir können diese Dinge verbreiten. Musik ist eine spirituelle Verbindung, also ist der Titel “Revolution” ziemlich weit gefasst. Revolution der Seele, Revolution des Verstands, alles. Denn, so wie es zu Anfang war, soll es auch am Ende sein. So wie das System aufgebaut ist, sind die Leute nicht frei, egal wo du hinkommst gibt es Missverständnisse. Leute suchen die echten Orte, weißt du was ich meine? Also ja, ich hab mir gedacht, lass mich einfach etwas nehmen, was ich im Sinn habe, wie ich über Revolution denke und fühle, nämlich Liebe, Zusammenhalt, Eins sein, nicht das “looting and shooting”, nicht die materiellen Kriege, die die Leute führen und woran sie die Leute glauben lassen wollen. Das wird alles nicht andauern, das ist künstlich, eine künstliche menschliche Rasse. Also das meint der Titel.

Siehst du Musik auch als ein Werkzeug, um politische Diskussionen auszufechten? In Gambia gab es ja letztes Jahr Wahlen und viele Leute haben demonstriert, es war viel los. Singst du auch darüber?

Also… ich singe nicht direkt über einen speziellen Ort. Ich sehe meinen Kontinent nicht als Insel an. Mich beschäftigt nicht nur Gambia, weil ich da geboren bin, ich versuche das zu dezentralisieren auf dem Album. Nicht nur Gambia hat dieses Problem. Wenn wir über die Menschlichkeit reden, die in jedem von uns lebt, das ist eher das, was ich fühle. Ich rede über mein Land in bestimmten Passagen, klar, aber ich nenne es nicht Gambia, denn es geht um die ganze Welt. Auch im Kongo gibt es solche Probleme, das ist auch ein Teil von Afrika, Syrien gehört auch dazu, es ist eine Welt. Wir sind eins in verschiedenen Menschen, so hat Gott uns geschaffen. Wenn wir alle gleich wären, wäre es nicht kreativ, deshalb hat Gott uns in verschiedenen Farben erschaffen, das ist nur natürlich. Deswegen dezentralisiere ich diese Dinge.

Spielst du auch ein Instrument?

Ja, ich trommle und spiele auch ein wenig Gitarre. Auf den Tracks “Freedom” und “Higher Ground” spiele ich selbst!

Singst du nur auf Englisch oder auch auf Wolof oder in anderen gambianischen Sprachen?

Ja, ich kann auf Wolof singen, aber gerade im Moment ist meine Inspiration eher, alle wissen zu lassen worüber ich spreche. Vielleicht in der Zukunft, dann werde ich verschiedene Sprachen in meiner Musik vorstellen, aber in diesem Moment, auf diesem Album, gibt es nur Englisch.

Ist das dein erstes Album?

Ja, das erste offizielle internationale Album. Ich habe früher mal ein Mixtape in Afrika rausgebracht. Das war nicht so offiziell, also wir haben das bei Freunden aufgenommen und ich habe das dann selbst kopiert und verkauft (lacht). Da gibt es keine Gema oder so, das war eine Möglichkeit für uns, mit der Musik was zu verdienen.

Hast du immer noch Kontakt zu den Leuten von damals?

Klar, in der Zukunft will ich auch wieder mit denen arbeiten. Ich will die Leute zusammenbringen unter einen Schirm, internationale Kollaborationen schaffen.

Hast du auch schon mit anderen Künstlern was aufgenommen?

Ja, ich habe schon mit ein paar Künstlern gearbeitet, die aber nicht so bekannt sind. Ich habe Everton Blender und Richie Spice in Afrika getroffen und wir haben zusammen gejammt, das war toll. Ich hoffe, das auch auf größere Plattformen tragen zu können! Gerne würde ich mit Rebellion Da Recaller was aufnehmen, den kenne ich persönlich, aber Künstler sind immer so beschäftigt (lacht). Vielleicht in der Zukunft.

Das Album ist letztes Jahr erschienen – was sind die nächsten Schritte?  

Ja, es war viel Arbeit, aber jetzt ist es fertig. Wir versuchen gerade, uns mit DJs und Veranstaltern in Verbindung zu setzen, um es zu promoten. Wir haben in Bremen ein Label gegründet, Reggae Yard Records, das von mir und meiner Frau gemanagt wird. Das vertreibt meine Musik, steht aber auch anderen Künstlern offen.

Trittst du denn auch auf? Ich habe dich ja 2016 auf dem Reggae Jam gesehen, bei einer Jam Session. Wo kann man dich noch sehen?

Ich bin in Afrika viel live aufgetreten, in Gambia war ich auf vielen Festivals zu sehen. Zuerst habe ich mit der Holy Family Band gespielt, die viel in Hotels aufgetreten sind. Daher kommt meine Liebe zur Live-Musik, und seitdem bin ich auf vielen Festivals aufgetreten. Das Batakunku Iruwa Festival mit Mad Professor, Dr. Alimentado in Gambia und mit vielen jamaikanischen Künstlern. Das motivierte mich auch dazu, Musik zu machen. Musik ist viel Arbeit, man muss Leute zusammenbringen, aber ich bin bereit, zu arbeiten! Und im kommenden Sommer stehen sicher einige Auftritte an. Lasst euch überraschen!

Text: Gardy Stein

Fotos: André Deya

“Revolution” ist 2017 als CD auf Reggae Yard Records erschienen.

About Gardy

Gemini, mother of two wonderful kids, Ph.D. Student of African Linguistics, aspiring author...