Groundation “Each One Teach One”/”Each One Dub One” (Baco Records)

Groundation
“Each One Teach One”/”Each One Dub One”
(Baco Records – 2018)

Lange Zeit war es viel zu still um Groundation. Die Band aus Kalifornien hat viele Jahre das Geschehen mit ihrem jazzigen Rootsreggae neu interpretiert und auf einen organischen Höhepunkt getrieben. Eine verdammt gut zusammenspielende Band um den charismatischen Harrison Stafford trat an, die Rootswelt umzukrempeln. Und das ist ihnen auf jeden Fall mächtig gut gelungen. Zwischendrin gab es eine Pause. Harrison widmete sich diversen Soloprojekten, mal musikalisch mal filmisch, und konnte dabei mal mehr, mal weniger überzeugen. Irgendwie fehlte jedoch die musikalische Tiefe, so auch bei seinem letzten Output mit Brain Damage “Liberation Time”, auch wenn es dort gelegentlich Momente gab, die an die alte Qualität anknüpften. Seine Band hat zwischendurch ohne ihn ein ganz hervorragendes Album veröffentlicht: “Rising Tide – by members of Grondation”. Schlichter Titel, aber ein weitgehend, unglaublich gutes Album mit einem zeitlosen Tune: “Seven Times Rise”! Auf der Homepage der Band taucht dieses Werk gar nicht auf. Was da im Hause Groundation wirklich los war, ist nicht aussagekräftig zu recherchieren.

Jetzt scheint es weiter zu gehen. Im Herbst soll ein neues Groundation-Album erscheinen – in neuer Besetzung. Um für den Neustart und sicherlich auch für das Aquirieren von Festival- und Konzertauftritten im Vorfeld ein Zeichen zu setzen, legt Baco Records nun eine aufgehübschte Version des 2001 erschienenen Albums “Each One Teach One” vor. Ein Griff in die Klamottenkiste der Band. Sicherlich ein gutes zweites Album der Kalifornier, auf dem die Zutaten aus Jazz und Reggae gut vermischt schon hörbar waren, aber eben noch weit weg von dem, was folgen sollte.

Als Bonus gibt es eine Dubversion des kompletten Longplayers dazu. Die Dubausgabe eines Albums, das mittlerweile 17 Jahre auf dem Buckel hat! Das muss nicht unbedingt schlecht sein, kommt aber in diesem Fall unglaublich uninspiriert daher. Mit den einzelnen Spuren wird in Sachen Dub eigentlich gar nicht gespielt. Der mir noch unbekannte King Robby spielt zumeist nur bei den Gesangsspuren mit viel Echo. Eine Idee, die sich durch das ganze Werk hindurch zieht, wird auf Dauer extrem langweilig und vermisst die Tiefe und Experimentierfreudigkeit, die dem Dub und der früheren Band nun mal innewohnt bzw. innegewohnt hat. Ein Werk mit einem sehr faden Beigeschmack: Worum geht es hier? Und vor allem, was soll das?

Ich bin persönlich sehr gespannt, ob mit dem kommenden Album an die Qualität der Vorgänger angeknüpft werden kann. Die aktuelle, rückwärtsgewandte Neuveröffentlichung mit einfallslosem Dub ist sicher nicht ein Start in eine schillernde Neuauflage von Groundation. Doch wer weiß, vielleicht hat Harrison ja noch diverse Trümpfe im Ärmel!?

Karsten Frehe

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.