Chinese Man “Racing With The Sun” (Chinese Man)

Chinese Man
“Racing With The Sun”
(Chinese Man/Groove Attack – 2012)

Seitdem dieses Album Ende letzten Jahres bei mir eingetrudelt ist, befindet es sich auf Heavy Rotation. Selten hat mich ein Album gleich beim ersten Hören gepackt! Produziert und gemischt wurde das Album von Sodi, der schon bei Alben für Fela und Femi Kuti für den Sound verantwortlich war. Klanglich also einwandfrei. Und dazu die musikalische Vielfalt und Qualität der Franzosen, die sich zudem als exquisite Sammler von allerlei obskuren Samples hervortun. Dabei bedienen sich die Klangtüftler ganz unterschiedlicher Stile und sind damit im Eklektizismus mehr als nur heimisch. Mal  dicke Reggaebeats (grandios nachzuhören bei “Miss Chang”), mal Hip Hop, mal Downbeat oder UK-Dub! Klingt bunt, ist es auch, hat aber eine Dichte, die weitab von jeglicher Beliebigkeit liegt. Zudem haben sie diverse Interpreten vor das Mikro geholt, die allesamt überzeugen! Das Album wurde als Soundtrack für einen nicht existenten Film konzipiert – und so folgt man den Franzosen gerne von Szene zu Szene und lässt sich freudig überraschen. So man Vergleiche sucht, fallen mir Rockers HiFi oder die Gorillaz ein.

Karsten Frehe

Junge, was’n Film! Die Kulisse öde Steppe, in der statt Kojoten allerdings Bestien jaulen, deren Heulen an Schalmeien erinnert. Yeah, Bronco, lass die Hufe rauchen! Der Held betritt die Szene, stößt rhythmisch Wörter hervor, während ihn die asiatische Bardame mit trällerndem Stimmbandgeflatter becirct. Ab ins obere Stockwerk, gemeinsam zu lustvoll einen abjazzen. Damned! Da peitscht ein Echo. Coltsprache. Schräge, schlitzaugige Gesellen wedeln mit den Läufen. Freund oder Feind, Büffelmilch oder Bier? Was die Chinese Man DJs auf ihren „Racing with the Sun“ abliefern, spottet jeder Kategorisierung. Hiphop, Dub, Gospel, Gospel, Lounge, Ethno, Jazz, Downbeat, Country alles inklusive. OK, bassige Rhythmik steht schon im Vordergrund. Midtempo herrscht vor. Sonst? Hochachtung – eine mehr als versponnenes Wechselbalg, das nie langweilt, immer wieder überrascht und trotz zeitweiligem Befremden durch kreatives Halbchaos besticht. Nur, wohin mit dem irren Soundtrack zu einem fiktiven Western? In die Ohren! Is doch klar.

Jürgen “Reggaedoctor” Schickinger

 

 

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.