Mad Professor “Electro Dubclubbing” (Ariwa)

Mad Professor
“Electro Dubclubbing”
(Ariwa – 2018)

Gerade in den letzten Jahren hat sich Mad Professor, der britische Meister des Dubs, mächtig zurückgemeldet und gezeigt, dass er immernoch virtuos mit den Reglern umgehen kann und definitiv nicht zum “alten Eisen” gehört. Zudem wird auch auf dem nun vorliegenden Album “Electro Dubclubbing” deutlich, was für ein feiner Sound im Ariwa-Studio produziert werden kann. Das liegt sicherlich nicht nur an den Fähigkeiten des Professors, sondern auch an den beteiligten Musikern. Ein Blick auf das Cover verrät, dass hier viele altbekannte Persönlichkeiten vertreten sind: Horseman und Sly Dunbar an den Drums, Dean Fraser am Gebläse, Nadine Sutherland, Aisha, Lukie D an den Vocals nebst vielen anderen.

Viel ist über das Album nicht herauszubekommen. Selbst das Internet inklusive der Labelhomepage erscheinen ungewöhnlich bescheiden und geben nur minimale Infos heraus. Insofern verbleibt die Musik, die ja eh im Vordergrund steht. Mad Professor liefert mit allen Beteiligten genau das ab, wofür er bekannt ist: sehr schönen Reggae und Dub mit viel Gespür für Feinheiten. Bei anderen Artists würde man sagen, sie liefern “von der Stange” ab. Bei Mad Professor trifft das sicher auch zu, nur ist das Niveau oftmals höher angesiedelt, als bei vielen anderen Vertretern des Genres.

Bei den versammelten Dubs zeigt der Meister auf, was alles möglich ist und bleibt seinem altbekannten Stil treu. Künstlerische Neuerfindungen gibt es auf “Electro Dubclubbing” also nicht zu hören. Die musikalische Bandbreite ist groß und in Sachen Dub spielt Mad Prodessor gewohnt elegant und gelegentlich etwas wilder mit den Effekten. Mal mehr Rootsdub, wie z.B. beim Dub zu “Repatriation” vom aktuellen U-Roy-Album “Talking Roots”, mal etwas fixer mit Stepperselementen bei “Psychic Vampire” oder dem “Maruja Dub”. Extrem psychedelisch geht es beim “African Exiles Dub” zu, der an seine kreativste Schaffensperiode in den 90ern erinnert.

Der Name “Electro Dubclubbing” ist unterm Strich etwas irreführend, denn die Instrumente sind analog eingespielt und elektronische Anteile sind zumeist nur bei der Technik auszumachen. Wer digitalen Dub erwartet, wird hier also nicht fündig.

Interessant ist auch ein Blick auf die “Linernotes” des Albums. Ich setze hier bewusst Anführungszeichen, denn Infos zum musikalischen Inhalt werden auch hier nicht gegeben. Mad Professor regt sich statt dessen zu Recht darüber auf, dass seine Produktionen in den britischen Radiosendern, allen voran die namentlich genannte BBC, nicht vorkommen: “If there is a legacy of racism stopping us from being heard, then in 2018 we must remove this glass ceiling!”

Karsten Frehe

www.ariwa.com

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.