Pama International meets Manasseh “Trojan Sessions in Dub” (Happy People)

Pama International meets Manasseh
“Trojan Sessions in Dub”
(Happy People – 2018)

Aus alt mach neu – nach diesem Motto scheint sich bei diesen Briten alles zu richten. Die neu aufgefrischten Pama International kehrten nach siebenjähriger Auszeit, letztes Jahr mit dem Album „Love & Austerity“ zurück. Bereits dort machten sie einen Rückwärtssalto mit Exkursionen in die Rocksteady und Studio One Zeiten der späten sechziger und frühen siebziger. Denn für atavistische Musikrichtungen scheinen diese Briten eine Vorliebe zu haben, so ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass ausgerechnet das Kultlabel Trojan Records sie 2006 unter Vertrag nahm – als erste Band überhaupt, nach dreißig Jahren Einstellungsstopp.

Pama International © bbc

 

Mit dem Album „Trojan Sessions“ haben die Pama International in selbem Jahr dies gewürdigt. Die dadurch entstandenen Vorteile waren für die Briten immens. Auf dem besagten Album fanden sich viele große jamaikanische Musiker der alten Garde wieder, die eine ganze Epoche geprägt haben. Und dies war auch zu hören. Die Ära des Studio One Rocksteady, Early Reggae und Treasure Isle Dub, angereichert mit einer fetten Ladung alten und rauen Souls, konnte für kurze Zeit nochmals aufleuchten. Da die jamaikanische Musik bekanntermaßen sehr nachhaltig ist und recyclebar bis zum geht nicht mehr, machten die Pama International genau das, was unlängst schon die Kollegen aus Groundation gemacht haben. Sie machten einfach ein altes Album wieder aktuell mit einer neu abgemischten Dub Version.

Nick Manasseh

In dem neuen „Trojan Sessions in Dub“ saß also der Dub Master Nick Manasseh am Mischpult, ein mittlerweile altbekannter Protagonist der britischen Dub Szene, der schon seit den achtzigern dabei ist. In für ihn typischer Manier macht er aus den Trojan Sessions einen trippigen und spacigen Ausflug, der gleichzeitig alt und neu daher kommt. Das Ausgangsmaterial ist vintage, aber Manasseh’s Dub Ansatz ist modern und dynamisch. Die Gitarren verlieren sich in Endlosschleifen, die viktorianisch anmutenden Orgeln und Synthesizer flattern wie Geister herum. Die kantigen Drums preschen drauf, als wollten sie durch den Sound durchbrechen und die Bässe blähen sich auf wie Dampfmaschinen. Dennoch gilt auch hier die goldene Regel des Dub, die besagt: ein Dub ist nur so gut, wie die Vorlage es erlaubt – ungeachtet dessen, wer an den Reglern gerade dreht. Und „Trojan Sessions in Dub“ ist vollends genießbar nur für diejenigen, die es mögen, durch die Museumsgänge der jamaikanischen Musikgeschichte umher zu irren.

Zvjezdan Markovic

About Zvjezdan Markovic

Immer auf der Suche nach neuen und alten Sounds, hat aber auch seit über 10 Jahren die schlechte Angewohnheit, darüber zu schreiben. (E-Mail zvjezdan[at]irieites.de)