In Zeiten digitaler Verfügbarkeit und Vermarktung von Musik, sei es als Download oder einem physischen Angebot (CDs, LPs) bei anonymen Logistik-Riesen wie etwa Amazon und iTunes oder im Rahmen diverser Streaming-Dienste, erscheint es mehr als sinnvoll, sich einmal um die Plattenläden um die Ecke Gedanken zu machen – und das weltweit. Hier bekommt man neben Fachsimpelei immer wieder auch Tipps in Sachen Musik und stößt dabei mitunter auf unerwartete Klänge. Gerne auch auf Vinyl!
Marcus Maack, Musikliebhaber, Moderator (ByteFM) und DJ (WobWob, Mojo Club) aus Hamburg widmet sich seit Jahren dem engagierten Vorhaben, genau jene Plattenläden auf einer einzigen Weltkarte zusammenzutragen. Dabei ist er auf die Unterstützung einer weltweiten Community angewiesen, die sich auskennt und Markierungen auf dieser weltumspannenden Karte hinterlässt. Ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung von Plattenläden und einer Kultur, die notwendig ist aber in Zeiten von globalen Machenschaften immer mehr unter die Räder kommt.
Also: guckt, geht hin und macht mit!
Selekta Reggae Record Shop Hamburg, Foto: Kilian Schulz-Mons
Meine Liebe und mein Mitleid halten sich in Grenzen. Bei dir in Hamburg mag’s anders sein. Wenn du aber in kleineren Städten wohnst, bekommst du “Weltmusik”, Funk oder Reggae und meist auch Soul tendenziell nur in Spurenelementen und willkürlich wirkender Auswahl.
Vinyl hat sich zu einem gewachsenen Geschäftszweig entwickelt – und wer das Geld dafür hat, supi! Mein Plattenspieler stammt aus dem Jahre 1976 und verlangt nach ein paar Mal Benutzen meistens eine neue Nadel. Dieses Geschäft kommt vor allem dem Indie-Rock-, Folk- und Anti-Folk-Segment zugute. Oder die Plattenlädenbetreiber haben selbst oft eine Vorliebe dafür?
Obskure englische Bands mit verschmiert gemalten oder im Gegenlicht fotografierten Cover Artworks findeste in diesen Läden bis zum Umfallen… Was haben Conor Oberst und Bright Eyes da angerichtet 😉
Technoides, Instrumentales, Minimal Noise usw. läuft auch ganz okay. Verkauft werden teils auch Zeitschriften, da gerne “Musikexpress” und “Rolling Stone”, die auch Folk und Indie-Pop predigen. Diese Printartikel liefert der Springer-Verlag unter guten Optionen ab, sprich das Remittenten-System nimmt den Händlern jedes Risiko außer ein bisschen Stellfläche.
Ich gehe wieder in einen Plattenladen, wenn wir in Deutschland so eine Kette wie O’CD haben, die alle Stile gleichwertig bedient und den Second Hand-An- und Verkauf professionalisiert hat. Da gibt’s ein nachvollziehbares Preissystem und ganz erlesene Musik auch für kleinere Geldbeutel – ist halt gebraucht, aber was soll’s?! http://www.ocd.fr/
Der Geschmack spiegelt das, was wirklich gehört und gekauft wird, nämlich das, was die Leute eben tatsächlich gekauft haben und wegen Umzug, Geldmangel, Nichtbenutzung, Umstieg auf Vinyl etc. wieder abgeben.
Das finde ich demokratischer als die Willkür-Selektionen kleiner Neuwaren-Verkäufer, oft Ein-Mann-Betriebe, in denen der Chef seinen Geschmack dem ganzen Sortiment aufdrückt und ein paar ihm ergebene homogen denkende Minijobber beschäftigt.
Gerade für unsere Szene ist Mund-zu-Mund-Propaganda wahnsinnig wichtig, kleine Vertriebe prägen das Geschäft. Jetzt sucht mal einen Plattenladen mit The Unduster oder Protoje drinnen. Klar können wir im Amazon-Bashing mitmischen, wobei das dann sämtliche Produktgruppen beträfe.
Speziell im Musikbereich möchte ich doch anmerken:
Auch wenn die Download-Preise ins Unverschämte entwickelt wurden (oft für magere Bitrates und minimalistisch beschriftete Files, die sich im PC nicht finden lassen), hat Amazon mit seinem AutoRip und seiner Cloud-Lösung doch ein geeignetes Produkt für Helden wie mich, denen die CDs schnell verkratzen (tja, ungeschickt mit Händen und so xD), denen die MP3s auf Sticks abhanden kommen oder die irgendwie CDs gerne in die verkehrte Hülle zurücklegen.
Man kann das alles so und so sehen, jedenfalls freuen wir uns glaube ich alle über Tipps richtig liebevoll betriebener Plattenläden, freundliches und unarroganztes Personal vorausgesetzt….
“Das finde ich demokratischer als die Willkür-Selektionen kleiner Neuwaren-Verkäufer, oft Ein-Mann-Betriebe, in denen der Chef seinen Geschmack dem ganzen Sortiment aufdrückt…”
Ich finde nicht, dass jeder kleine Plattenladen eine möglichst große Palette an Stilen vorrätig haben muss! Vielmehr sind es doch gerade diese Nischen, die oft den Reiz ausmachen und dazu beitragen, dass im Laden Leute anzutreffen sind, die wissen, wovon sie reden.
Sag mir Bescheid, wenn sich da jemand über Musik außerhalb der gängigen Länder USA/D/UK unterhält und in welchem Laden das stattfindet.
Das gibt es doch immer wieder! Verstehe daher deinen Post nicht ganz. Guck mal beim Selekta Shop hier in Hamburg oder bei dem kleinen Laden des Deadly Dragon Soundsystems in New York vorbei, um nur mal zwei Beispiele zu nennen bei denen es um Reggae und Co. geht. Es gibt weltweit unzählige Läden, die sich spezialisiert haben. Das ist auch gut so und nachvollziehbar, da es sich alleine schon aus ökonomischer Sicht nicht lohnt, alles vorrätig zu haben. Zudem wird es dann auch in Sachen Beratung eher beliebig, wenn das Spektrum zu viele Bereiche abdecken will. Es sei denn, der Plattenladen ist groß und kann sich mehrere Spezialisten leisten. Ich stehe da aber eher auf Tante Emma-Plattenläden.
Sehr gutes Projekt!
Für meine anstehende Paris Reise hatte ich bisher nur 3 Stationen auf dem Zettel, jetzt sind es einige mehr!
Es ist immer wieder ein großes Abenteuer in fremden Städten nach Platten zu suchen, die Vinyl Weltkarte ist dabei zukünftig eine gute Ergänzung.
Support your local Record store!
Hi Frank, das ist auf jeden Fall ein nützliches Tool! Und irgendwie wird mir auch warm ums Herz, wenn ich all die vielen roten Punkte auf der Weltkarte sehe….