Strategy „Dub Mind Paradigm“ (Kaliphonic)

Strategy
„Dub Mind Paradigm“
(Kaliphonic – 2018)

Paul Dickow AKA Strategy

Niemand kling wie Strategy, und Strategy klingt wie niemand sonst – steht es ausdrücklich im begleitenden Info-Text zu seinem neuen Album „Dub Mind Paradigm“. Und tatsächlich könnte man es auch so stehen lassen. Den seine sogenannte hardware-based electronic music stellt dieser Produzent und Musiker aus Oregon aus vorwiegend selbstgebasteltem Equipment her. Der Tüftler Paul Dickow, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, ist kein Neuling im Geschäft. Seit den Neunzigern ist er in verschiedenen Sparten der elektronischen Musik unterwegs. Von House und Techno bis Noise und Ambient. Aber er hatte auch immer eine Vorliebe für Reggae und Dub. Vielleicht weil er sich auch in der Tradition von King Tubby sah, der bekanntlich seine Studioausrüstung auch selbst zusammenschraubte. Wie auch immer, aus dieser intimen Leidenschaft wurde erst etwas Konkretes, als er in jüngster Zeit anfing, sich langsam ins Dub-Milieu mit einzelnen Single-Veröffentlichungen vorzuwagen, wie unter anderem für das ZamZam Label. ‚Ich machte mich daran, ein ganzes Set von Tracks zu machen, die gut genug für ein Dub-Album in voller Länge wären‘ – sagt er etwas demütig zur Veröffentlichung von „Dub Mind Paradigm“. In der Tat ist es für Paul Dickow AKA Strategy ein Auskundschaften, wie weit sein Verständnis von Elektronischer Musik mit Dub kompatibel ist. Es sind diese klinisch reinen, aber auch repetitiven und hypnotisierenden Rhythmen aus House oder Techno, die auch hier zur Anwendung kommen, wie gerade in dem breit angelegten „Horizontal Dub“. Gewisse Parallelen zum Rhythm & Sound oder sogar auch zum Another Channel, drängen sich dann von selbst auf. Doch Strategys Exkursion in Dub geht noch viel weiter als das. Der „Sisyphus Dub“ klingt dagegen wie eine digitale Beschallung des Achtziger-Dub mit weit ausholenden Drums und spärlichen Bässen. Retro-futuristisch klingt das Ganze mit ultra-tiefen Bässen und spacigen Keyboard-Strahlenkanonen einerseits und exzessiven Gebrauch von klassischen Reverb- und Delay-Effekten à la Scientist anderseits. Dabei traut sich dieser Amerikaner einiges zu. In „Downtown Dub“ schlägt er einen schleppenden und zittrigen Beat ein, der wie kurz vorm Zerfallen zu sein scheint, nur um ihn dann alleinstehend zum Schluss ausklingen zu lassen. Dafür stampfen die Drums in „Deposed Tyrant Dub“ wie eine übergroße Stanzvorrichtung. Eine minimalistische Opulenz wohnt den Tracks inne. Das Nichts wuchert zwischen den bleiernen Beats und lose schwebenden Basslinien. Paul Dickow AKA Strategy spielt hier – und das ist schon im Wesen des Dubs – mit Zeit und Raum. Ganz wie seine Vorbilder vor ihm.

Zvjezdan Markovic

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About Zvjezdan Markovic

Immer auf der Suche nach neuen und alten Sounds, hat aber auch seit über 10 Jahren die schlechte Angewohnheit, darüber zu schreiben. (E-Mail zvjezdan[at]irieites.de)