Camel‘s Drop „We Nah Gonna Wait“ (Camel Productions VZW)

Camel‘s Drop
„We Nah Gonna Wait“
(Camel Productions VZW – 2019)

Die Übergänge sind – wie man so schön sagt – fließend. Da wird aus alt, neu gemacht und umgekehrt, was das Zeug hält. In einem der Cliffhanger-Tracks des Debütalbums dieser belgischen Formation, dem „Why They Want Us?“, wird der mächtige Rock Fort Rock-Riddim eingesetzt, der wegen seiner dynamischen Basslinie eigentlich nie zu alt sein kann. Oder es werden die Songs „Private Life“ von The Pretenders, das hier eher nach der gleichnamigen Cover-Version von Grace Jones klingt, mit John Holts „Police In Helicopter“ in „Dub 563“ zusammen vermischt.

Im Vordergrund steht hier ganz klar der Spaß an der Sache. Das Wichtigste dabei – es ist ansteckend. Denn so wie der Prince Far Out von den früheren Skyblasters immer wieder in die Stücke mit seinen larger than life Toasting-Künsten rein springt im Stile eines Singjays, der unter einem Adrenalin-Überschuss leidet, ist einfach grandios. Neben den belgischen Reggae-Veteranen Prince Far Out sind noch als Sänger der Dazed Fyah und die Dora ‚Little Miss Sweets‘ Murray vertreten, die hier eine gut abgestimmte, simultane Mikrofon-Action abliefern. Geführt wird die Truppe von dem Bassisten Wim ‚Fadda‘ Stevens, der mit seinen beiden Söhnen Polle ‚Docta Riddim‘ (Keyboards) und Roel ‚Stickman‘ (Drums) den Kern von Camel‘s Drop bildet.

Camel’s Drop

Es ist also ein generationsübergreifendes Projekt, der – mal abgesehen von dem etwas albernen Bandnamen – durchaus ernst zu nehmen ist. Denn in ihrem Debüt “We Nah Gonna Wait” überrumpeln diese Belgier einen nicht nur mit der Art und Weise wie sie fette Beats und Bässe auf schöne Melodien klatschen – allen voran die in Rock und Blues getränkte Gitarrenbegleitung – sondern wie sie auch die Dinge anprangern, die uns heute, mehr oder weniger, alle umtreiben. In „Why They Want Us?“ gehen sie gegen die kulturelle Vereindeutigung und Vereinheitlichung der modernen Welt vor, die allmählich einer Gleichschaltung nahekommt.

Mit der geglückten Allegorie von drop sounds und drop bombs in „We Drop Sounds“, schlagen die Belgier mit überschwänglichem Pazifismus zurück. Dazu eine Ode an alle Bassisten („Mr Bassie“) und eine Dancehall-Hymne („We Nah Gonna Wait“), die gleichzeitig das Leben und die Musik abfeiert, und gegen die Umweltsünder vorgeht – so was wie ein Protestsong für die Fridays for Future-Bewegung. Das Ganze wird zum Schluss mit zwei gelungenen Dubs beschallt – so macht die Sorge um unsere Zukunft richtig Spaß!

Zvjezdan Markovic

About Zvjezdan Markovic

Immer auf der Suche nach neuen und alten Sounds, hat aber auch seit über 10 Jahren die schlechte Angewohnheit, darüber zu schreiben. (E-Mail zvjezdan[at]irieites.de)