UB40 „For The Many (Dub Album)“ (Shoestring)

UB40
„For The Many (Dub Album)“
(Shoestring – 2019)

Schon bei der im Vorfeld zum neuen UB40-Album „For the Many“ veröffentlichten EP „You Haven‘t Called“ war klar, dass sich im Busch weitaus mehr versteckt, als vermutet. Was war los? Zum gleichnamigen Song gab’s, neben zwei weiteren Vocal-Interpretationen, auch eine Dub-Version („Telefon Dub“). Die tiefen, verschlungenen Bassgitarrenläufe des Love is Universal-Riddims wurden noch deutlicher hervorgehoben. Die Drum-Schläge fielen wie Peitschenhiebe auf die geschmeidigen Bläsersätze nieder. Es machte Lust auf mehr.

Und das kam dann auch so. Das folgende Dub-Album klingt teilweise gänzlich anders als die Vorlage. Nichts Überraschendes eigentlich für diese englische Reggae-Institution, die gleichermaßen für beste Qualität, als auch für seichteste Chart-Konformität bekannt ist. Diese janusköpfige Mannschaft aus Birmingham ist schon seit knapp vierzig Jahren auf beiden Gleisen unterwegs. Und seit einiger Zeit hat sie sich sogar in zwei Lager aufgeteilt. Einer ist vom Frontman und Leadsänger Al Campbell angeführt und der andere besteht aus restlichen Gründungsmitgliedern, darunter auch seine beiden Brüder Duncan und Robin Cambpell. Doch nach jahrelangem Gerichtsprozess wurde zum Gunsten vom Letzteren entschieden, dass sie den Bandnamen rechtmäßig weiterführen dürfen.

Aber im Dub gelten bekanntermaßen andere Regeln und dies alles ist hier nicht vom Belang. Hier sind Schlagzeug und Bass federführend, als auch die jeweiligen Mixkünste gefragt. Diese waren bei UB40-Dubs (fast) immer erste Sahne (wie „Present Arms in Dub“ aus 1981) und diesbezüglich hat sich auch im neuen Dub-Output dieser Engländer nichts geändert. Auffällig dabei ist, dass die Tracks ungewöhnlich lang sind – meistens um die fünf Minuten oder sogar länger. Doch sie entpuppen sich als äußerst kurzweilig. Wo bei den Vocal-Versions auf Mainstream-Tauglichkeit geachtet wurde, ist hier andersrum der Fall. Bei den Dubs haben sich diese Engländer freie Hand gelassen.

Diese arten zum Teil in völlig andere Richtungen aus. Da scheppert und dröhnt es ganz gewaltig. Der saubere Sound wird von unterschwelligen Klickgeräuschen durchsiebt, als auch von Echo- und Delay-Effekten durcheinander gewühlt. Das Kommerzielle von UB40 ist dem Experimentierfreudigen gewichen und wir finden sie hier vor, wie sie den klassischen 80‘s Dub mit modernem Touch verarbeiten. Durch das neue Dub-Album zeigen diese englischen Reggae-Veteranen, dass sie nicht nur für sonntägliche Fernsehsendungen taugen, sondern in Sachen Dub auf höchster Ebene mitspielen können.

Zvjezdan Markovic

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About Zvjezdan Markovic

Immer auf der Suche nach neuen und alten Sounds, hat aber auch seit über 10 Jahren die schlechte Angewohnheit, darüber zu schreiben. (E-Mail zvjezdan[at]irieites.de)