Shabani “Wohlstandstrash” (N-Gage Productions)

Shabani
“Wohlstandstrash”
(N-Gage – 2012)

SHABANI kombiniert auf seiner neuen Platte “Wohlstandstrash” rockigen Reggae mir guten Texten, ein bisschen Gesellschaftskritik und auf jeden Fall vielen schmeternden Gitarrenriffs und fetten Beats. Eine Mischung, die erst mal so manche verwöhnte Reggae-Ohren skeptisch aufhorchen lässt, ob man denn Reggae wirklich rocken kann. Die Antwort: Shabani kann’s. Es ist wahrscheinlich ein schmaler Grat zwischen naivem Experimentieren und überzeugendem Sound, auf dem er hier über 12 Tracks taktvoll wandert.
Gleich zu Beginn des Albums erklärt Shabani, wer er ist – oder eben nicht. “Ich bin 422 Friends und keine Freunde, bin Agglo-Kidz, die mit Pistole posen” parodiert die aktuellen Trends im Mainstream und macht deutlich, für wen der Wohlstandstrash gut sein soll: iPhone-Besitzer mit Gucci-Täschchen. Hört man das Album aufmerksam, kommt es einem so vor, als spaziert Shabani mit einem großen Grinsen auf dem Gesicht durch die Wohlstands-Viertel einer Großstadt und beobachtet Menschen beim Cappuccino-Trinken im High-Society-Café. Zwischendurch hält er inne, “läuft gegen Wände”, hinterfragt kurz den Sinn in dem, was er tut und gibt seinen Ängsten raum. Er läuft weiter, weiter nach vorne, in den chilligen Sound des Sommers mit viel Reggae. Shabani ist textsicher – die Worte seiner Texte passen. Eine Mischung aus guten Wortspielen und -neuschöpfungen trifft auf banale Situationen und die alltäglichen Fragen des Lebens. “Ich liebe zu leben, auch wenn es Steine regnet” rundet das Album inhaltlich optimistisch ab und entsendet den Hörer in die Welt des eigenen Wohlstandstrashs.

Pauline Betche