Horace Andy “Broken Beats” (Echo Beach)

Horace Andy

Horace Andy
“Broken Beats”
(Echo Beach – 2013)

Seine Stimme ist unverwechselbar! Horace Andy gehört seit den 70er-Jahren zu den ganz großen Stimmen im Reggaebiz. Den meisten Musikhörern dürfte er jedoch erst durch seine Zusammenarbeit mit Massive Attack ans Herz gewachsen sein, denn hierdurch überschritt sein Falsett Genregrenzen und gewann Fans, die nicht unbedingt etwas mit Reggae am Hut hatten.
Etliche Jahre später trat Horace Andy wiedereinmal vor das Mikro und sang alte Klassiker wie etwa “Skylarking” oder “Money Money” neu ein. Im Alter ist seine Stimme etwas dunkler geworden, hat aber immernoch ihren ganz eigenen Reiz. Diese Aufnahmen wurden nun diversen Künstlern auf den Tisch gelegt – auf das sie ihre Versionen und Visionen mit ihnen erzeugen mögen. Mit an Bord sind: Dubblestandart, Dub Spencer & Trance Hill, Oliver Frost, Fenin, TVS und RSD aka Rob Smith. Allesamt haben sie den Gesang von Horace Andy mit ihrem Stil bzw. ihrer Art von Musik angereichert. Das Resultat ist ein spannendes Zeugnis des altbekannten Versionings! Schön ist vor allem, dass es sich um neue Aufnahmen handelt und nicht alte Spuren verwendet wurden. So wird klar, dass Horace Andy, 1951 als Horace Hinds auf Jamaika geboren, auch jetzt noch als Sänger punkten kann. Von den versammelten Tracks begeistern mich vor allem “Money Money” in der Dubblestandart-Version, “Wicked Babylon Must Go Down” von Dub Spencer & Trance Hill vs. Umberto Echo, der “Changes Dub” von Oliver Frost (im locker-flockigen TVS Remix) sowie “Cuss Cuss”, bei dem RSD (aka Rob Smith von Smith & Mighty) seine Finger im Spiel bzw. am Pult hatte. Interessant sind ebenfalls die Tracks bei denen als Gast ein weiterer Sänger namens Million Teeth am Start ist. Der Name ist mir persönlich vorher noch nicht begegnet. Gerade durch seine tiefe Stimme bereichert er die Kombinationen mit Horace Andy.

Karsten Frehe

Sleepy, der Schläferne. So lautete ein Spitzname von Horace Andy, einer der markantesten Stimmen im Reggae. Dabei schnarchten die Worte gar nicht so müde über seine Lippen. Egal, mit seinem einprägsamen Organ hat sich Andy auch genreübergreifend einen Namen gemacht – speziell durch seine Kooperationen mit Massive Attack. Auch die aktuelle Scheibe vernachlässigt das Zottellockenklientel. „Broken Beats“ – nomen est omen – rumpelt und blubbert zäh bis zügig. Das Spektrum erstreckt sich von trägem Downbeat über astreinem Steppers Dub, für den sich „Der Transformer“ verantwortlich zeichnet, bis zu reichlich housigen Gewaber, das TVS alias Felix Wolter beisteuert. In dieser Vielfalt wird jeder etwas finden, bei dem sein musikalisches Herz mitschwingt. Die Schattenseite: Der ein oder andere Track trifft nicht wohl bei jedem die Resonanzfrequenz. Ein übliches Übel breiter Stilpaletten. Dafür hat „Broken Beats“ ein großes Plus: Es ist keine Remix-Orgie verstaubter Aufnahmen. Zwar erklingen ältere Songs. Doch die hat Horace Andy mit gereifter Stimme neu eingesungen. Dadurch kommt selbst beim Gesang etwas Spannung auf. Die Mixology-Fans jedenfalls jubeln über „Borken Beats“. Halten wir den Ball lieber einmal flacher. Aber interessant und auf seine Weise gelungen ist die Scheibe allemal.

Jürgen “Reggaedoctor” Schickinger

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.