Dubblestandart “Marijuana Dreams” (Collision/Groove Attack)

Dubblestandart
“Marijuana Dreams”
(Collision/Groove Attack – 2010)

Dubblestandart aus Österreich legen zu ihrem nunmehr 22-jährigen Bestehen ihr mittlerweile zwölftes Album vor – und was für eins! Marijuana Dreams führt die Erfolgsstory der Wiener Dub-Virtuosen um Paul Zasky fort und nimmt den Zuhörer mit auf eine abwechslungsreiche Reise nach Dub-Land und Effektasien. Mal treibend, mal zum Abtauchen- jedoch stets originell und zukunftsweisend. Neben Remixen und spannenden Neuauflagen einiger Meisterwerke aus dem hochgelobten Vorgängeralbum “Return From Planet Dub”, versammeln sich auf dem am 24.September erschienenen Album zahlreiche neue Songs und featuren ganz selbstverständlich namhafte Gäste wie den legendären Lee `Scratch` Perry, Anthony B, Elephant Man, sowie den verstorbenen Schriftsteller William S. Burroughs und Filmregisseur David Lynch. Während Anthony B, wie gewohnt nach vorne stürmt und man gleich darauf einen mystischen Elephant Man in unerwartet langsamen Tempo erlebt, werden im Folgenden die Textzeilen zu Satzfetzen und man gleitet allmählich ab in den grünen Traum… Qualitativ hochwertiger, angenehm organischer Dub, dargeboten mit großer Spielfreude und netten Ideen. Hinsetzen, dem Titeltrack “Marijuana Dreams” (!) lauschen, von Anthony B ein klares Statement abholen (Dem Cant Stop We From Talk), über Elephants düsteres “Vampire Informer” langsam zurücklehnen und gänzlich abtauchen in die Dubblestandart-Welt aus Klangteppichen und gekonnt eingesetzten Effektspielereien, bevor einen nach mehr als 70 Minuten das Optimism Dubstep Refix vom New Yorker Subatomic Soundsystem so langsam wieder in die ‚andere Realität’ zurückholt. Sehr angenehmer Trip! Nebenbei bestens geeignet für den nächtlichen Spaziergang mit dem dicken Kopfhörer auf den Ohren! Mehr davon…

Olli Becker

Zing…zing…zing. Tor auf zur Echokammer! Ab ins Reich der musikalischen Moebiusschleifen – verdrillte Töne, verwirrende Soundspiralen: Dubblestandart, fast schon eine Veteranenband, trifft grandios die Mitte zwischen retro und prospektiv. „Marijuana Dreams“ klingt ein bisschen nach klassischem ON-U, ein bisschen nach Dub Syndicate zu ihren besten Zeiten und ein bisschen mehr nach Dubblestandart: Dub, so zeitlos wie zeitgemäß. Vocal-Samples streiten mit Effekten darum, wer die Bässe besser bändigt, die auf keinen Tieflader passen. Über diese bebende Basis laufen einige Gäste zu großer Form auf: Anthony B liefert eine ungewöhnliche, für seine Verhältnisse fast postmoderne, Vorstellung ab. Elephant Man überrascht mit einer druckvollen Einlage über einen Roots-Riddim. Die unvermeidlichen Perry-Versions, etwa zu „Chase the Devil“ fehlen auch nicht. Nur kurz nach der Halbzeit des Albums haben die Wiener Dubnologen einen dezenten, kurzen Durchhänger. Danach brummt es wieder stramm. Seit 1988 dubt Dubblestandart. „Marijuana Dreams“ macht das Dutzend ihrer Alben voll. Und es setzt ein Ausrufezeichen hinter das bisherige Werk.

Jürgen “Reggaedoctor” Schickinger

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.