Dubamix “Pour Qui Sonne Le Dub” (Dubamix)

Dubamix

Dubamix
“Pour Qui Sonne Le Dub”
(Dubamix – 2014)

“Militant Dub” nennt das französische Dubkollektiv Dubamix die eigenen Produktionen. Wer jetzt die ganz dicken Geschütze erwartet, liegt daneben. Sicher dominiert ein mächtig tiefer Bass, der wuchtig um die Ecke kommt und direkt in den Bauch drückt. Militant ist jedoch eher ihr ungezwungener Umgang mit verschiedenen Einflüssen. Nehmen wir mal den Opener und Titeltrack des neuen Albums “Pour Qui Sonne Le Dub”. Kann man mit den ersten paar Takten noch erwarten, dass sich der Tune in Richtung Steppers auf den Weg machen könnte, so schlägt er immer wieder unerwartete Haken. Zudem wird er mit einem Akkordeon und sogar einem Chor angereichert und ändert um 2:14 herum gänzlich die Richtung sowie das Tempo. Das ist wahrlich ungewöhnlich, macht aber Spaß!

Dubamix Live

Dub versucht erfreulicherweise immer mal wieder Grenzen auszuloten bzw. verschiebt sie experimentierfreudig Stück für Stück. Dubamix sind an diesen Grenzen ebenfalls mächtig aktiv – vergleichbar vielleicht mit ihren Landsmännern Chinese Man. Hier wird nicht reproduziert, sondern mit viel Freude neu zusammengebaut. Gerade in Frankreich scheint man hier unverkrampfter zu sein. “Ils Ne Cherchaient Personne” wartet mit einem langsam voranschlendernden Basslauf auf und erinnert mich an frühe Dubproduktionen von Transglobal Underground, nur dass hier Hip Hop hinzukommt. Mächtig tanzbar und ebenfalls mit einem deutlichen Tempowechsel im Verlauf des Stücks dürfte “Ne Désespérez Pas” für einige Schweißperlen auf der Tanzfläche sorgen. Auch “Crisis” geht als Stepper mächtig in die Beine. Zumeist sind die Tracks jedoch eher zum Zuhören gedacht, zumal sie immer wieder mit revolutionären Textpassagen angereichert sind (man höre z.B. den hervorragenden “Partisan Dub”) in den sich arabische Klänge einweben. Und dann gibt es immer wieder die bereits beschriebenen, ungewöhnlichsten Kombinationen zu hören. Allen voran “Liberté II”: hier fängt es traditionell griechisch an, geht in Dubstep über, baut Reggae und Jungle mit ein und präsentiert schließlich eine Violine als Kontrast. Wilder geht kaum! Das mag sicher nicht jedem Musikhörer gefallen, hat aber durchaus sehr viel Witz und Anspruch. Am Ende des Albums belegen die Franzosen mit drei live aufgenommenen Stücken, dass ihr Stilmix auch auf der Bühne gut funktioniert. Man kann nur hoffen, dass sie oft den Weg nach Deutschland finden, um hier die Szene mal gehörig aufzumischen.

Karsten Frehe

www.dubamix.net

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.