Bellaroush “B E L L A R O U S H” (SwingKids)

Bellaroush
“B E L L A R O U S H”
(SwingKids – 2015)

Innovativ, abwechslungsreich, vielseitig… das sind nur einige Attribute, die mir bei der ersten Begegnung mit Bellaroush in den Kopf kommen. Die schwedische Band versteht es ausgezeichnet, sich dem Genre Reggae auf ureigene Art zu nähern, ganz ohne irgendwelche Klischees zu bedienen. Sie erinnern fast ein wenig an Seeed und Peter Fox in Tracks 1, 3 (ein schönes Promoe-Feature) und 8: urbane Beats, elektronische Klänge, Raps und unkonventionelle Bässe, die sich mit gekonnt gespielten Live-Instrumenten vermischen und so weit über die Roots-Fraktion hinaus begeistern dürften.

Beim genauen Hinhören enthüllt sich auch der lyrische Zauber dieser Truppe, so in Imperfect Perfection: “And it feels perfect, overwhelming and direct to meet in this world through the light that we reflect.”

Selbstbewusste, taffe Stücke wie Hands Off! (ein lange überfälliger Appell an alle Männer, die Frauen auf ihre Körper reduzieren) wechseln sich mit zarten, melancholischen Kompositionen ab. Comfort zum Beispiel, ein zum Heulen schönes Lied, das nicht zuletzt dank des außergewöhnlichen Vokal-Arrangements ganz besonders zu berühren weiß.

Getragen durch die warmen Stimmen von Magnus Hagström und Moa Jonsson Länne reflektiert Bellaroush philosophische Fragen des Seins, beschäftigt sich aber auch mit politischer Brisanz in Political Play oder Perfect Crime.

Man hört der Scheibe durchaus an, dass sie nicht auf einer sonnigen Karibik-Insel, sondern im hohen Norden gezeugt wurde (in vielen Songs schwingt eine gewisse Schwermut mit), aber gerade das macht auch ihren Reiz aus. Your Love, der letzte Track, ist das perfekte Beispiel dafür und entlässt mich wieder einmal tief beeindruckt von der Kreativität der weltweiten Reggae-Community.

Wer jetzt neugierig geworden ist, sollte sich die in Hamburg anstehende Live-Performance des Septetts nicht entgehen lassen: am kommenden Dienstag, den 07. April spielen Bellaroush in der Bar 227 (https://www.facebook.com/events/293896747400956/). Sie haben sicher einige CDs im Gepäck, um den auditiven Genuss, den ihr Album verkörpert, in eure Wohnzimmer zu holen. Und ich kann fragen, was der Oktopus auf dem Cover soll. Bellaroush!

Gardy Stein

Pic (c) Tildeh Hjelm

Video: Sun Goes Down