Gentleman, MTV Unplugged Tour, Alsterdorfer Sporthalle, Hamburg, 11.4.15

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Gentleman & Gäste im übergroßen Wohnzimmer

Die MTV Unplugged Serie zeichnete sich von Anfang an durch ein eher privates, ja intimes Setting aus. Diverse Bands und Künstler fanden sich ein, um mal mehr oder weniger verkabelt zu musizieren. Das hat oft hervorragende Resultate hervorgebracht, denkt man zum Beispiel an die Auftritte von Eric Clapton, Nirvana oder Arrested Development. Das vor Ort beteiligte Publikum saß gespannt auf (hoffentlich) bequemen Stühlen und lauschte gespannt auf das, was deutlich sanfter dargeboten wurde als gemeinhin bekannt. Nicht voll auf die Ohren und rein in die Beine, sondern leiser, ja persönlicher war der Ansatz.

Nun wurde, was mittlerweile allen bekannt sein dürfte, Gentleman als erster Reggaeartist überhaupt eingeladen, seinen Beitrag zur Serie beizutragen. Eine verdammt hohe Auszeichnung – und wohl verdient zugleich.

Wie schafft man es allerdings, aus dem einzigartigen Event eine Tour zu bauen und, wie hier in der Alsterdorfer Sporthalle, in einer sehr sterilen und funktionalen Umgebung das Wohnzimmergefühl aufleben zu lassen? Eine schweres Unterfangen. Diverse Maßnahmen waren hierfür erforderlich: die Bühne wurde etwas kuscheliger als sonst üblich ausgestattet – mit diversen alten Stehlampen zum Beispiel. Die beteilgten Musiker saßen zumeist bequem durch die Show auf Stühlen und Sesseln. Der E-Bass wurde durch einen Kontrabass ausgetauscht, die E-Gitarre durch eine akustische, und die Tastenvirtuosen durften eine Hammondorgel erklingen lassen. Hatte Stil.

Doch das Publikum standt weitestgehend in einer recht kühl entworfenen Halle oder saß auf Plastiksitzgelegenheiten am Rande des Geschehens. Wie also sollte die Atmosphäre hergestellt werden, die abseits von dem was ist ein wohliges Gefühl hervorruft!?

Keine leichte Aufgabe für alle beteiligten Artists. Doch ist es ihnen immer wieder gelungen, genau dieses heimelige Gefühl herzustellen. Gentleman als “Master of Ceremony” sprach oft mit dem Publikum, ging gegen Ende der Show auch mal mitten hinein in die Menge, band sich die offenen Schnürsenkel zu und schaffte es immer wieder, diesem fast unlösbarem Dilemma aktiv zu begegnen.

Sicher nicht einfach, aber weitestgehend gut umgesetzt! Und das lag auf jeden Fall an der Harmonie und Begeisterung, die zwischen allen Beteilgten auf der Bühne spürbar war.  Hier wurde das Herz ausgeschüttet, virtuos musiziert und eine Unity geschaffen, die man selten erleben kann – vor allem in derart großen Venues.

Und na klar haben die versammelten Gäste ihren Beitrag dazu geleistet: der “Rainbow Warrior” Martin Jondo, Clay und vor allem Tanya Stephens, die erst zu den Zugaben auf die Bühne kam und das Publikum förmlich weggefegt hat. Interessanterweise von Gentleman als “Tracy Chapman des Reggae” angekündigt.

Unter den Gästen war mein Favorit jedoch Empress Sherieta. Während der Show zumeist als Backgroundsängerin aktiv, hat sie mit ihrem eigenen Song wirklich bewegt. Beeindruckend!

Ein gelungener Abend. Gentleman liefert seit zig Jahren etliche Hits und hält die Reggaefahne in Deutschland (und auch international) weit hoch. Dafür ein dickes Dankeschön!

Text: Karsten Frehe, Fotos: Dorothee Georg

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Clay & Gentleman

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Tanya Stephens

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Tanya Stephens

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Empress Sherieta

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About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.