Holding On To Jah – The Genesis Of A Revolution
Über den Film “Holding On To Jah” hat man, wenn man das Ohr aufmerksam an der Reggaewelt hat, immer wieder etwas gehört. Die Dokumentation lief bereits auf etlichen Festivals und ein paar Eindrücke tauchten bereits bei YouTube auf. Jetzt wird er für den Rest der Welt zugänglich. Endlich!
Der Film stammt von Roger Landon Hall und Harrison Stafford. Letzteren kennt man u.a. als Leadsänger und Kopf der Reggaegiganten Groundation aus Kalifornien. Zudem hat er an einer Universität in seiner Heimat über die Wurzeln von Reggae und Rasta unterrichtet. Es steckt viel Passion hinter all seinen Projekten – und ein enormes Wissen über die Hintergründe, die letztendlich zum Rootsreggae führten.
Und so verwundert es nicht, dass “Holding On To Jah” facettenreich und kompetent die Geschichte des Rootsreggae nachzeichnet. Dabei werden historische Bilder, Zeichnungen, Tonaufnahmen und Filmaterial mit einer enormen Fülle an Interviews und aktuellen Bildern aus Jamaika zusammengeführt. Die historischen Quellen dienen dabei als Bild- bzw. Filmmaterial (oft ohne O-Ton), die in der Regel den vielen Interviews unterlegt wurden. Genau hier liegt eine enorme Stärke des Films, denn die Geschichte wird hauptsächlich von den vielen Veteranen erzählt, die für den Film befragt wurden. Durch die Aussagen von Zeitzeugen bzw. der Perspektive von aktiven Rastas bekommt der Film eine kompetente und zugleich persönliche Note. Nur dann, wenn der O-Ton besonders relevant und/oder emotional war, wird er belassen. So etwa bei der Begrüßungsrede von John F. Kennedy anlässlich des Besuches von Haile Selassie im Jahr 1963 oder den historischen Tonaufnahmen von Marcus Garvey, bei denen seine unglaublich eindringliche Wortgewandtheit deutlich wird.
“Holding On To Jah” ist in die Kapitel “The Island”, “The Prophet” (Marcus Garvey), “The King” (Haile Selassie), “The Revelation” und “The Music” unterteilt. Innerhalb dieser Struktur wird die Geschichte der Sklaverei und Unterdrückung erzählt, die Philosophie der Rastas erläutert, das Werk von Marcus Garvey, Haile Selassie und Leonard Howell gewürdigt und generell über die Wurzeln des Reggae berichtet. Spannend aufgebaut und vielseitig. Immer wieder tauchen auch kurze, passende Ausschnitte von Reggaeklassikern auf.
Besonders beeindruckend ist das Aufgebot von Reggaeartists, die hier ausgiebig zu Wort kommen: Bernard Collins (Foto, Filmstill), Pablo Moses, RAS Michael, Prince Allah, U-Roy, Don Carlos, Apple Gabriel, Ijahman Levi, Sugar Minott, Joseph Hill und und und. Authentischer geht eigentlich gar nicht.
“Holding On To Jah” ist ein essentieller Film zur Geschichte des Rootsreggae. Man merkt ihm die Sorgfalt bei der Recherche, das Zeitnehmen für die Interviewpartner, die inhaltliche Versiertheit der Autoren, das filmische Know How…. und vor allem die Liebe zur Musik an. Und für diejenigen, die gerne Untertitel dabei haben, gibt es diese u.a. auch in Deutsch.
Karsten Frehe