Lucha Amada II – Love Music. Hate Fascism (JumpUp Records)

LUCHAAMADALucha Amada – Love Music. Hate Fascism
(JumpUp Records/Indigo – 2015)

Lucha Amada ist ein DJ- und Veranstaltungskollektiv, welches seit fast 15 Jahren die linke Faust in die Luft streckt und sich mit diversen Veranstaltungen gesellschaftlich einmischt. Wenn es um um guten Musikgeschmack gepaart mit Durchhaltevermögen geht, handelt es sich hier um meine Lieblingslinken.
Bereits 2011 gab es einen umfangreichen Sampler mit dem Titel “Lucha Amada – Musika Rebelde”. Eine unglaubliche Sammlung an prima Tunes, die zudem kritisch die Welt beäugen, war hier zu finden: irgendwo zwischen Reggae, Ska, Cumbia, Raggamuffin, Dub und einer Prise Punk angesiedelt. Hinzu kommen immer wieder musikalische Einflüsse aus den jeweiligen Kulturregionen. 41 Titel, die belegen, dass gute Musik und konkrete Nennungen von äußerst kritischen Begebenheiten und systemischen Übeln der Welt gut zusammegehen können. Unverständnis und Betroffenheit ja, aber warum nicht ordentlich abtanzen und Kräfte für die nächste Demo oder das gerade anstehende Projekt sammeln!? Genau in dieser Richtung wurde man schon beim ersten Kapitel bestens bedient. Jetzt folgt der zweite Streich!

Erneut ist der Sampler, bestehend aus zwei CDs, randvoll mit Musik: 38 Titel sind es diesesmal! Verpackt ist das Ganze wieder in ein ungewöhnliches und sehr schön gemachtes Buchformat. Das Booklet hält diverse Infos zu den einzelnen Songs sowie einen informativen Artikel von Bernard Schmidt über die aktuelle Situation in einem zunehmend nach Rechts rückenden Europa bereit.

Das Spektrum der vertretenen Artists ist vielfältig und international. So spielen u.a. Ana Tijoux aus Chile, Massilia Sound System aus Frankreich, 99 Posse aus Italien, Panteón Rococó und Lengualerta aus Mexiko, Killah P aus Griechenland und Sergent Garcia aus Frankreich (bzw. Spanien) auf. Aus Deutschland sind Carmel Zoum, Mal Élevé von den Irie Révoltés, Raggabund und Illbilly Hitec vertreten. Allesamt legen sie mit ihren Texten die Finger in die Wunden dieser Welt. Musikalisch geht es wie beim ersten Sampler zur Sache (s.o.). Spanisch dominiert als Sprache, was bei den zusammengetrommelten Artists auch nicht verwundert. Englisch und Französisch sind auch viel dabei. Andere Sprachen sind seltener.

Zu meinen persönlichen Highlights gehören neben den Cumbiatracks, wie z.B. “Kapitalismo” vom Bad Sound System, “Giovanotto Documenti” von der 99 Posse feat. Caparezza (geht mächtig ab!), “All You Fascists Bound To Lose” im Dirty Reggae-Gewand von Ghetto 84 sowie der Zion Train Remix von Watcha Clan’s “Quinto Regimento” am Ende der Compilation! Bei der enormen Vielfalt ändern sich allerdings meine Vorlieben mit jedem Hören. Es gibt so viel zu entdecken.

Grundsätzlich überzeugt der vorliegende Sampler musikalisch vor allem durch viele verschiedene Klangfarben. Auffällig ist, dass Schubladen vermieden und Experimente gewagt werden. Der so entstehende bunte Strauß an Einflüssen vermeidet zudem allzu gängige Klischees und kommt frisch um die Ecke.

Auch prima! Alle Erlöse aus dem Verkauf werden an antifaschistische Gruppen und Initiativen gespendet. Noch mehr Argumente braucht es doch eigentlich nicht, oder?

Karsten Frehe

www.jumpup.de

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.