Che Sudaka, Fabrik, Hamburg, 4.2.16

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Che Sudaka in Hamburg

Die langjährige Erfahrung und harte Schule der Straßenmusik ist Che Sudaka bis heute anzumerken. Gerade in Barcelona, wo sich die lateinamerikanischen Musiker vor etlichen Jahren niederließen, buhlen enorm viele Künstler im Zentrum der Metropole um die Gunst der Laufkundschaft. Bei so viel Angebot ist es sicher nicht einfach, die Münzen im Hut bzw. leeren Gitarrenkoffer klingeln zu lassen. Aufmerksamkeit muss also her! Und eine mitreißende Show.

Beides können die Musiker aus dem Effeff. Dass dabei Gesten und Mimik manchmal etwas aufgesetzt rüberkommen, macht nichts. Che Sudaka geben dem Publikum, was es will: eine mitreißende Show! So auch an diesem Abend in der Fabrik, die gut gefüllt mit offensichtlichen Fans der Band war: überall sah man Band-T-Shirts der vergangenen Tourneen und man konnte an ihnen schon fast ablesen, seit wie viel Jahren der stolze Träger/die stolze Trägerin Fan der quirligen Truppe ist.

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Leo, Kachafaz, Jota und Cheko haben von Beginn an viel Dampf gemacht und die Masse mit Hits, wie “Todo Vuelve”, “Silence Raval”, “Sin Papeles” und “La Ley Del Miedo” mächtig in Fahrt gebracht. Lateinamerikanische Rhythmen gehen einfach direkt über die Ohren in die Hüften und Beine. Etwas schade war allerdings das Fehlen eines Schlagzeugers sowie eines Bassisten, die zur früheren Besetzung der Band gehörten. Die Beats kamen aus dem Computer, was alleine schon klanglich nicht an live gespielte Instrumente herankommt. Zudem gibt der Comuter sowohl den Ablauf der Show als auch das Tempo der Stücke vor. Dadurch wirkte die Show zuweilen etwas gehetzt. Schade eigentlich! Stark war der etwa in der Mitte des Abends eingebaute Part bei dem auf den Computer verzichtet wurde, um komplett live zu spielen und den Flair der Straßenmusik wieder aufleben zu lassen.

Bis auf die eben erwähnte, etwas ruhigere Phase, wurde viel Druck gemacht – ohne Punkt und Komma, also auch ohne Pausen zwischen den einzelnen Titeln. Dadurch ging keine Energie verloren. Das Publikum tanzte unentwegt und ließ die Band hochleben. Gegen Ende der Show ging es für einige zum Stagediving über. Von der Galerie aus betrachtet gehörte dieses Crowdsurfing zu den bislang sympathischsten, die mir untergekommen sind.

Die Musiker von Che Sudaka wissen, wie sie ein Publikum in den Griff bekommen und zum Abfeiern bringen. Neben der ausgeprägten Musikalität, den kritischen Texten und der Tatsache, dass es sich bei allen Beteiligten um Charakterköpfe handelt, war das schon seit eh und je DIE Stärke dieser Band. Bleibt nur zu hoffen, dass sie beim nächsten Mal wieder in größerer Besetzung anreisen werden.

Text: Karsten Frehe, Fotos: Dorothee Georg

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About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.