Lee „Scratch“ Perry & Mad Professor “Live at the Maritime Hall in San Francisco” (2b1)

Lee „Scratch“ Perry / Mad Professor / The Robotiks Band
“Live at the Maritime Hall in San Francisco” – DVD/CD
(2b1/Rough Trade – 2004)

Tja, was soll man da sagen!?? Lee „Scratch“ Perry wird mit zunehmendem Alter immer zotiger und versucht anscheinend kontinuierlich zu belegen, dass er ein schräger, wirrer Geist ist – geht man mal davon aus, dass er überhaupt noch bewusst handelt. So präsentiert er sich auch auf dieser DVD, aufgenommen in der Maritime Hall in San Francisco, leicht durchgeknallt und in einer skurrilen Verkleidung mit Glitzermütze und einem Kostüm, das offensichtlich aus mehreren amerikanischen Flaggen zusammengenäht wurde. Zu seinen Lyrics ist nicht viel zu sagen. Es handelt sich um das gewohnte Gebrabbel aus Wort- und Satzfetzen, gelegentlichen Reminiszenzen an Liedstrukturen und dem immer wiederkehrenden Nennen des eigenen Namens (und das nicht nur bei „Introducing Myself“), so als ob nicht jeder wüsste, wer da auf der Bühne agiert. So hat auch der Auftritt in San Francisco etwas leicht peinliches an sich. Nur gut, dass die Robotics Band in guter Spiellaune war und, ähnlich wie es die White Belly Rats gerade getan haben, den Auftritt dadurch einigermaßen sehenswert macht. Die Bildqualität ist okay – nicht mehr ganz so diesig wie z.B. bei Beenie Man’s DVD aus dem selben Hause. Ob es sinnvoll war, die Aufnahmen mit leicht psychedelischen Effekten anzureichern, mag dahingestellt sein. Allerdings verdeutlichen sie, für wen hier aufgespielt wird: die Kiffer aller Länder vereint in den Wirren von Perry’s Hirn. Da kann man schon mal abheben, so man sich die kritische Hälfte des eigenen Denkapparates betäubt hat. Von Perry werden sie alle jedenfalls durch das Rauchen von etlichen Joints auf der Bühne ständig animiert.

Der Aufnahme wird erneut eine CD des Auftritts beigelegt. Qualitativ gut! Zudem gibt es ein paar Ausschnitte aus einer Interviewsession, bei denen der alte Herr diffuse Einblicke in seine Weltsicht gibt.

Karsten Frehe