The Slackers, Support: The Bar Stool Preachers, Monkeys Music Club, Hamburg, 13.11.16

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The Slackers zurück in Hamburg

Keine Frage! Es gibt wohl kaum eine andere Band in den USA, die international so massiv Ska mitgeprägt hat wie die Slackers. Hinzu kommt, dass sie über die Jahre eine ganz eigene, amerikanische Note hinzugefügt und so ihren unverwechselbaren Stil kreiert haben. Bands wie etwa Jr. Thomas & The Volcanos und vor allem The Frightnrs, die ebenfalls aus Brooklyn kommen, haben sicherlich von der Vorarbeit dieser hart arbeitenden Truppe profitiert. Ihr Musik klingt wunderbar auf Konserve, aber am allerbesten live vor gutem Publikum. Das hat an diesem Abend ganz wunderbar funktioniert, denn die Band war in bester Spiellaune und das Publikum erwartungsvoll und prima eingestellt. Doch bevor die Slackers die Bühne betraten, heizten zunächst die Bar Stool Preachers aus dem Vereinigten Königreich mächtig ein.

Bar Stool Preachers

Als Supportact waren die Jungs aus Brighton bestens geeignet, um an einem sehr kalten Anbend in der Hansestadt den rappelvollen Monkeys Music Club zum Kochen zu bringen. Während sich der durchschnittliche Hanseat oder extra angereiste Besucher im Umfeld der Elbe normalerweise recht reserviert gibt, haben es die Briten ratzfatz geschafft, eine ganz andere Seite hervorzulocken. Kraftvoll und mitreißend brachten sie ihre Tunes auf die Bühne und es fiel sehr schwer, sich dieser Energie zu entziehen. Musikalisch dominierte Punk, wie etwa bei ihrer neuen Nummer “One Fool Down”. Nur selten ging es in Richtung Ska los, u.a. bei der Bandhymne “Bar Stool Preachers”, und wenn, dann ebenso kompromisslos und bratzig. Klasse! Die Band sollte man unbedingt auf dem Zettel haben.

Nach einer überraschend kurzen Umbaupause standen dann die Slackers einmal mehr in Hamburg auf der Bühne. Bestens gelaunt und so unglaublich gut wie immer. Was soll man hier groß schreiben: die Band ist erfahren, virtuos auf verdammt hohem Niveau und sympathisch zugleich. Man merkt ihnen neben der langjährigen Erfahrung immernoch das Feuer an, das sie für diese Musik empfinden. Zudem sind sie gute Entertainer, allen voran Glen Pine (Posaune und Gesang) und, etwas zurückhaltender, Vic Ruggiero (Multiinstrumentalist und Sänger). Beide haben immer wieder den direkten Draht zum Publikum gesucht und gefunden. Etwas später im Programm sorgte sogar Dave Hillyard, der ansonsten eher zurückhaltende Mann am Saxophon, für “audience participation” als er zum Mikro griff und das Publikum sowohl mit seinem Gesang als auch seiner Präsenz bestens unterhielt. Von seinen Top-Qualitäten am Saxophon mal ganz zu schweigen.

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Und immer wieder Vic Ruggiero! Der Mann bringt nicht nur mich persönlich immer wieder zum Staunen. An extrem sympathischer Coolness kaum zu überbieten glänzte er sowohl mit seinem Gesang, als auch an der Orgel, Gitarre und Mundharmonika. Ein Vollblutmusiker und Künstler, der den Sound der Slackers maßgeblich prägt. Toll!

Und was gab es noch? Ach ja, Dr. Ring Ding war als Besucher vor Ort und ließ es sich nicht nehmen, der Einladung der Band zu folgen und einen kurzen Part am Mikro vorzutragen. Schade, dass er nicht auch noch zur Posaune gegriffen hat.

Von den vorgetragenen Songs möchte ich, angesichts der durchgehenden, kaum zu toppenden Qualität, lediglich die zauberhafte Coverversion von Madonnas Hit “Like A Virgin” kurz vor Ende des Konzerts hervorheben. War die Slackers-Version bereits auf dem Studioalbum “The Radio” top, so entfaltete die live gespielte Variante, angereichert mit diversen Solis (allen voran ein sehr feines Orgel-Dub-Solo von Vic Ruggiero) eine sehr schöne Lebendigkeit und Stimmung, die den ganzen Abend in Hamburg charakterisiert.

Text: Karsten Frehe, Fotos: Karsten Frehe und Kilian Schulz-Mons

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.