Inna de Yard
“The Soul Of Jamaica“
(Chapter Two – 2017)
Schon vor Jahren stolperte ich zufällig im Internet über ein YouTube-Video einer Jamsession auf einer Veranda in Kingston. Mein erster Kontakt mit dem ‘Inna de Yard’-Projekt. Ich weiß nicht, wie viele hundert Male es darauf hin auf und ab gespielt wurde, weil mich dieser magische Vibe der Session so gepackt hatte. Viele Jahre später sollte ich das Glück haben, durch unser Filmprojekt ‘Kingston Crossroads’, viel Zeit auf ebendieser Veranda verbringen zu dürfen und die meisten Musiker, die hier vertreten sind, persönlich kennenzulernen und bei einigen Sessions dabei zu sein.
Mein erster Besuch im ‘Inna de Yard’ Garten von Earl Chinna Smith ist mir bis heute so präsent, als ob es Gestern gewesen wäre. Ein durchschnittlicher Garten in Kingston besteht zumeist aus einem hohen Zaun oder einer Mauer, vertrocknetem Rasen oder Beton, einem oder mehreren kläffenden Kötern, hier und da gelegentlich ein Mango- oder Breadfruitbaum, der einen spärlichen Schatten wirft. Chinnas Garten, den ich als ‘Inna de Yard’ kennenlernte, ist dagegen wie eine Oase. Grade in einer so zentralen Lage in der Nähe des lauten, chaotischen und stickigen Hauptverkehrsknotenpunktes Halfway Tree vermutet man nicht so einen Ort.
Kommt man durch das Tor in den von der Straße aus dschungelartig zugewachsenen Yard, erreicht einen zuerst das Gefühl des wohltuenden Schattens und frischer Luft. Hier und da klingelt ein in die Pflanzen gebundenes Glöckchen, weht eine Weihrauchschwade oder erklingt das erste Instrument. Auf der Veranda, neben dem Goldfischaquarium und den an die Wand gehefteten Erinnerungen zahlloser Auftritte in der ganzen Welt, stehen Instrumente und improvisierte Sitzgelegenheiten. Täglich wird hier gejammt, unterrichtet und gelegentlich auch aufgenommen.
Die Sessions, die ich in den letzten Jahren dort miterleben durfte, waren stets umwerfend. Es war meistens eine spontane, dynamische, lebendige Session über mehrere Stunden, in der teilnahm wer absichtlich zum Jammen vorbeigekommen war, oder einfach nur zufällig kurz vorbei schaute. Es ist so etwas wie der zentrale Knotenpunkt der alten Rootslegenden, aber auch der jungen jamaikanischen und internationalen Rootsmusiker, die sich hier Inspiration holen.
Wenn ich einen Ort in Jamaika nennen müsste, der für mich am meisten die Seele der jamaikanischen Musik und des Roots ausdrückt, ist es wohl der Yard von Earl Chinna Smith. Inna de Yard.
Aus dem gleichnamigen Musiker – Kollektiv ‘Inna de Yard’ also kommt nun das neue Album mit dem sehr passenden Titel “The Soul Of Jamaica“. Geerdete, tiefe Rootsmusik mit Seele. Auch wenn es dieses Mal nicht im eigentlichen Ort ‘Inna de Yard’ aufgenommen wurde, sondern in einer Hütte oben in den Blue Mountains über Kingston, so steht es vorherigen Produktionen in nichts nach. Erstklassiger akustischer, analoger Rootssound mit Seele. Performt von den mitunter besten Musikern die das Eiland zu bieten hat. Neben Ken Boothe waren u.a. Kiddus I und Cedric Myton (The Congos) dabei.
Klare Kaufempfehlung und dringender Konzerttipp, denn Inna de Yard wird diesen Sommer auf der ein oder anderen Bühne in Europa stehen!
Jonas Schaul
Nils von Houseofreggae.de hat sich schon festgelegt: “Inna de Yard ‘The Soul Of Jamaica’ ist das beste Reggae-Album, das 2017 rauskommen wird. Punkt”.