Dub Syndicate
“Displaced Masters”
(On-U Sound)
Lincoln “Style” Scott starb gewaltsam am 9. Oktober 2014. Damit war schlagartig klar, dass das Album “Hard Food”, welches kurz nach seinem Tod vollendet bei Echo Beach erschien, ein trauriges Finale der aktiven Dub Syndicate-Ära bedeutete. Zu erwarten war aber auch, dass es in den Archiven sicher noch den einen oder anderen Alternativ-Mix geben würde, der hervorgeholt und veröffentlicht werden würde.
Mit den “Displaced Masters” erscheint nun bei On-U Sopund, einer der wichtigsten Homebases der Band, ein entsprechendes Album auf Vinyl. Und wer das Ganze toppen will, bekommt in einer umfangreichen 5-CD-Box mit dem Titel “Ambience In Dub 1982 – 1985” noch die Alben “Tunes From The Missing Channel”, “North Of The River Thames”, “One Way System” und “The Pounding System” mit dazu. Auch wenn man das kritisch beäugen mag, wird hier eines der wichtigsten Dubprojekte überhaupt entsprechend gewürdigt.
Und bei der Qualität der beteiligten Musiker und Produzenten ist klar, dass auch die jetzt restaurierten Versionen ganz und gar kein “Abfall” oder “zweiter Aufguss” sein würden. “Displaced Masters” versammelt insgesamt neun Mixe der Jahre 1982-1985. Einer Zeit also, in der unter der Regie von Adrian Sherwood im Vereinigten Königreich viel gewagt wurde. Und auch wenn die Spuren der Tracks mitunter auch auf Jamaika gelegt wurden, atmet das Album den experimentierfreudigen, reduzierten Geist von On-U Sound der damaligen Zeit. Hier wird nicht die “große Geste” in den Vordergrund geschoben, sondern entspannt Raum für Klänge, Experimente, dezente Effekte und vereinzelte Vocal-Spuren gelassen. Letztere tauchen bei “Money Dealers”, “Haunted Ground” und “Keep You Rocking” mit dem unvergleichlichen Bim Sherman auf, der am 17. November 2000 ebenfalls viel zu früh verstorben ist.
Bei “Displaced Masters” handelt es sich um ein angenehmes Dubalbum, das ganz klar inden 80er verortet ist und zugleich aufzeigt, dass Dub mitunter viel Raum benötigt, um eine subtile Kraft zu entfalten. Insofern ist es eine gute Ergänzung zum Œuvre von Dub Syndicate.
Karsten Frehe